Rezn – Burden
Unterbrochen durch die Kooperation mit Vinum Sabbathi veröffentlichen Rezn nur 15 Monate nach dem im direkten Vergleich weniger düsteren Solace das zeitgleich aufgenommene Schwestern-Album Burden als homogenen Kontrast.
Die entsprechenden Artworks bilden dabei durchaus die Unterschiede – und stilistischen Gemeinsamkeiten – zwischen den beiden Werken ab: Hat sich die Band 2023 auf Solace in luftigeren Gefilden mit durchbrechender kosmischer Hoffnung gezeigt, geht es nun weiter hinab in dunklere Schlunde. Etwas griffiger und direkter, während die verträumte Heaviness von Rezn dabei weiterhin eine eklektische eigene Identität zwischen Orientierungspunkten wie US Christmas, Elder oder auch Fleshwater behält und den versetzt geborenen Album-Zwilling so wie die beiden unterschiedlichen Seiten der selben Medaille anlegt.
Wobei der Albumfluß, das Anreichern mit individuellen Akzenten und das Herausarbeiten klarer Höhepunkte diesmal sogar noch besser gelingt: Die Spannung der Platte bleibt auch in den primär atmosphärisch eindringlichen Passagen weniger einprägsamer Szenen stets aufrecht, fesselt mit einer weitschweifenden Offenheit im Rahmen und kommt dabei über 34 Minuten doch auch kurzweilig und ohne leere Meter auf den Punkt.
Der die melodisch im nasalen, androgynen Klargesang angelegten (und sicher wieder polarisierenden) Vocals besorgende Gitarrist Rob McWilliams, Phil Cangelosi (Bass, Regenmacher), Patrick Dunn (Drums und Percussion) sowie (der weiterhin keineswegs für prätentiöse Extravaganzen sorgende, sondern mit seinem instrumentalen Spektrum schlüssige Facetten integrierende) Spencer Ouellette (Synths, Sax, Lapsteel, Flöte und Piano) speisen ihren mit progressiven Antrieb gespielten psychedelischen Stoner Doom dabei gleich in Indigo mit der Halluzination eines sphärischen Industrial Beats und wählen den Ambient-Ausklang, wo das Interlude Descent of Sinuous Corridors diese Tiefenwirkung in der tollen, organischen Produktion weiterspinnen wird.
Instinct balanciert eine ätherische Doomgaze-Mystik mit hart malmenden Post Metal-Riffs aus und das durch YOB geschulte Bleak Patters schreitet mit fernöstlicher Grandezza, um sich monolithisch in der Nachdenklichkeit aufzubäumen. Collapse käme eventuell jener Trance gleich, wenn Pallbearer einen Song aus dem zweiten Leben von Alice in Chains interpretieren würden, und Soft Prey entschleunigt im so kohärenten Narrativ der Platte gewissermaßen eine Erinnerung an den Grunge im Roadhouse von Twin Peak, bis die Transzendenz des Saxofons das Songwriting formoffen von Strukturen im Äther befreit. Dass die Linernotes unter anderem auch Matt Talbott Dank aussprechen, macht da im Weltraum schwebend auch ohne genaue Kenntnisse der Hintergründe Sinn.
Dass das stoische Chasm danach umso härter in die Mangel nimmt und von Russian Circle-Mann Mike Sullivan zudem mit einem im Math oszillierenden Solo gekrönt wird, das den Klimax eines so runden Albums in die Distortion verabschiedet, spricht dann zusätzlich für das Gespür für eine ausgewogene Dramatik und bodenständigen Fokus: Rezn haben von den besten gelernt – und diese Lektionen bisher noch nicht effektiver umgesetzt, als auf Burden.
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