Retox – Beneath California
Auf ‚Ugly Animals‚ und ‚YPPL‚ haben Michael Crain und Co. dem Trademark-Grindcore von Szene-Ikone Justin Pearson den Rock beigebracht. Für ‚Beneath California‚ lernen Retox nun noch weitere explosive Tricks.
Zu allererst perfektioniert das San Diego-Gespann mit ihrem dritten Studioalbum aber jenen wüst mit der nervösen Dissonanz flirtenden Punk’n’Roll, den man über die letzten Jahre so drückend kultiviert hat – tatsächlich ein wenig außerhalb der sonstigen Pearson’schen Hoheitsgebiete, auch, wenn bereits das eröffnend-hämmernde ‚Die In Your Own Cathedral‚ wie ein straighter agierender schizoider Anfall von The Locust wütet.
Aber alleine aus ‚Without Money, We’d All Be Rich‚ wäre anderswo aber wohl eine astreine Garage-Nummer gebastelt worden und im weniger schlau als viel eher hinterfotzig auf die Tanzfläche prügelnden ‚Death Will Change Your Life‚ treibt sich das Quartett gegenseitig an, als würde man sich eine imaginäre Verfolgungsjagd auf der Achterbahn im Speedrausch liefern. ‚Disappointing Grade‚ pflegt dagegen einen ganovenhaften Shuffledrive. Uund wenn ‚YPPL‚ Michael Crain’s Platte war, dann gehört ‚Benath California‚ mehr als allen anderen generell der Rhythmusabteilung – so, wie Brian Evans und Thor Dickey unter das ganze Geschehen einen unnachgiebigen Groove pumpen und jeden Song mit starker Hand durch alle Sturmphasen dirigieren.
Das ist so atemlos wie motiviert; Retox strahlt mittlerweile vielleicht ohnedies mehr als jede andere Band Pearsons die immense Grundfreude aus, die der 39 in breitbeinigen Posen am Radau hat. Was sich wiederum nahtlos in die Ambitionen der Band überträgt – auch abseits der Detailarbeit waren Retox nicht untätig: Der abschließende, schwerfällig in die Dramatik stampfende Giftmischer ‚Strong Wrong Opinion‚ hätte an der Grenze zu deren Sprinteinsätzen so ähnlich auch durchaus den Melvins einfallen können; auch im überragenden ‚The Inevitable End‚ rührt die Szene-Supergroup einen fies dichten Sludgestrudel aus einer sich selbst umkreisenden Todesgitarre und dem manisch rezitierenden Pearson an, der bedrohlicher denn je am Krater des Vulkans von seiner Kanzel eine knackige Wut hervorpresst. Der Bass in ‚Without Money, We’d All Be Rich‚ bohrt danach, als würde unter dem Irrsinn irgendwo ein Electrosong stecken, während ‚The Savior, The Swear Word‚ deutlicher als sonst mit lupenreinem Hardcore liebäugelt. Stillstand existiert auf keiner Ebene. Und Songs wie ‚Let’s Not Keep In Touch‚ malträtieren mit kochendem Ruhepuls genau so heftig, wie es ihre Titel versprechen. Tatsache bleibt: Das Gütesiegel Retox füllt immer deutlicher die The Locust-Fussstapfen, macht aber längst deutlich mehr Spaß.
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