Red City Radio, Perdition, One Burning Match, Old Runznickels [07.05.2014, Explosiv, Graz]
Da war wieder einmal Punkrock erster Klasse angesagt in der Murmetropole. Red City Radio, einer der aktuellen Rising Stars des Punkrockbusiness, beehrte Graz. Im Gepäck hatten sie nicht nur die besten Hits ihrer beiden Alben, sondern auch One Burning Match aus Frankreich, Perdition aus dem schönen Fort Worth, Texas, sowie das Grazer Lokalcolorit Old Runznickels. Da kann ja fast nichts mehr schief gehen.
Das dachte ich auch, als ich seit langer Zeit wieder einmal ins Explosiv pilgerte, jene Grazer Location, in der nicht der Kartenpreis, sondern die Lage als die größte Ausrede fürs Fernbleiben gilt. Bekanntlich sehen viele (nicht Metallcore-affine) Grazer das Jugendzentrum als suburbane Peripherie an. Daher verwunderte mich auch die Entscheidung vom Veranstalter Blinddog Music, die Show vom kleineren Bang Bang Club in der Innenstadt an die bereits erwähnte „Peripherie“ ins Explo zu legen. Der Stimmung taten sie damit jedenfalls keinen Gefallen, rund 40 Leute machen in einem kleineren Klub definitiv mehr her als in der großen Explo Halle. Mehr war aber auch nicht zu erwarten, da am selben Tag in Wien die grossartigen Alkaline Trio ihre Aufwartung machten.
Nicht nur Red City Radio hatten kürzlich einen Line Up Wechsel zu verkraften, auch die Grazer Kombo mit dem, für mich unaussprechbaren, Namen Old Runznickels mussten sich nach dem Ausstieg/Rausschmiss/Whatever von Bassist Sigi neu formieren. Was sie allerdings nicht daran hinderte ihre Debüt LP ‚Decades of Persistent Silence‚ rauszuhauen. Mehr kann ich leider zu ihrem Auftritt an diesem Abend nicht berichten, da mir meine Unpünktlichkeit wieder einmal einen Strich durch die Rechnung machte.
Der zweite Act, die Franzosen One Burning Match, boten eine Mischung aus Punkrock und etwas, das in meinen Ohren entfernt nach Screamo klang. Also nicht wirklich prickelnd, aber immerhin der perfekte Anlass sich bei einem Bier den Merch- Stand zu inspizieren.
Ganz anders legten dann Perdition ihr Set an, lumpenreiner, motiviert dargebotener Punkrock in der Tradition von diversen Fat Wreck Bands boten den optimalen Appetithappen. Schnell, melodiös und einem feinen Sinn für den richtigen Drive, Perdition sollte man definitiv im Auge behalten (und nicht mit der gleichnamigen Deathmetalcore-Truppe verwechseln). Alleine wegen Songtiteln wie „Why Buy the Cow When You Can Get Sex for Free“
Aber dies war lediglich Warm Up für die wahren Heroen Red City Radio. Schon vom ersten Song an war klar, dass ihre Hymnen hier auf fruchtbaren Boden fallen würden. Dass ihr Debütalbum ‚The Dangers of Standing Still‘ absolut bühnentauglich ist, ja sogar dort erst seine wahren Qualitäten aufzeigen kann, war schon seit ihrem letzten Graz Gig im Sub klar. Der Nachfolger ‚Titles‚ schafft es scheinbar mühelos hier anzuschließen. Sänger Gareth wirkte zwar etwas geschlaucht vom bisherigen Touralltag, was ihn und seine Kumpanen aber keineswegs daran hinderte gleich ordentlich aufs Pedal zu treten. Und ebendieses nicht mehr zu verlassen.
Lies das letzte Album ‚Titles‚ doch etwas die rohe Energie seines Vorgängers vermissen, so fügt sich live dennoch ein Meisterwerk an das nächste. Songs, die in der Studioversion etwas ruhiger und entspannter daher kommen, entfalten erst live ihre volle Wirkung. So werden die Highlights ‚Joy comes in the Morning‘ und ‚Two notes shy of an octave‘ zu wahren Punkrock-Live-Perlen. Erst wenn ein (nicht ganz voller) Saal lauthals jeden Song mit grölt und in die zahlreichen Whhoooa- Chöre voller Inbrunst einstimmt, dann weiß man: So muss Punkrock sein!
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