Real Estate – In Mind
Auf In Mind greift der altbekannte Real Estate-Kunstkniff subtiler denn je: Da plätschert der Indie-Jangle-Pop unscheinbar und vermeintlich ambitionslos vor sich her, doch spätestens beim ersten sommerlichen Sonnenstrahl will man nichts anderes mehr hören.
Dass Matt Mondanile Real Estate 2015 verlassen hat, um sich vollends auf dein ehemaliges Nebenprojekt Ducktails konzentrieren zu können, macht sich auf In Mind zumindest auf den ersten Blick höchstens durch die Tatsache bemerkbar, dass die Band aus New Jersey mit Neo-Gitarrist Julian Lynch auf ihrem mittlerweile vierten Studioalbum derart griffige Standout-Tracks (für die Mondanile genau genommen ohnedies nie zuständig war) wie It’s Real oder Talking Backwards endgültig hinter sich gelassen hat.
Eine Entwicklung hin zu noch mehr Kontemplation, die dem Sommer ohne jede Hektik entgegen döst – was sich so ähnlich ja bereits auf dem Vorgänger Atlas beobachten ließ.
Mit aller Seelenruhe arbeiten Real Estate auf In Mind also primär weiter an etablierten Tugenden. Legen die Gitarren perlend und sich ziseliert umgarnend über die unaufgeregt nach vorne gehenden Rhythmen. Lassen schüchterne Melodien melancholisch verträumt aufblühen und von den unspektakulär zauberhaften Arrangements in den Arm nehmen. Schmiegen sich in den warmen und idyllischen Sound, der diesmal dezent flächiger daherkommt. Und umspülen so entspannt wie entspannend mit einer einlullenden Wirkung. Daran ändern auch zart aufgerauhte Fuzz-Ansätze wie in Serve the Song nichts.
Warum also im Pressetext die Rede davon ist, dass die elf neuen Songs der Band eine neue Richtung geben würden, bleibt insofern weitestgehend ein Rätsel. Schließlich sind vage Abweichungen wie die lose Anlehnung an Country-Motive (Folk-Fan und Bassist Alex Bleeker dirigiert Diamond Eyes Richtung Shakers) oder so überlang ausgefallene wie abrupt beendete Jam-Mediationen (Two Arrows knackt sich im Kreis drehend beinahe die 7 Minuten Marke) erstens ohnedies vor allem im Kontext bleibende Übungen in Subtilität, und zweitens nichts, was man mit leicht veränderten Nuancen ohnedies nicht auch bereits auf den Vorgängerplatten finden konnte.
Ohne demonstrativ aufzeigende Justierungen und augenscheinlich markante Szenen kommt der sympathische Grower In Mind mehr noch als das selbstbetitelte Debüt, Days und Atlas allerdings den Umweg über die Hintertür.
Was über einige Durchgänge wie das bisher am belanglosesten durch den Hintergrund plätschernde Trademark-Anästhetikum aus dem Hause Real Estate anmuten kann, untertaucht irgendwann die Langeweile und frisst sich derweil heimlich still und leise gewissermaßen unbewusst in die Gehörgänge. Ohne das Wachstum der Platte aktiv registrieren zu müssen, strecken sich Songs wie Darling (mit erkennbarer Synthiegrundierung und gar Stimmeffekten), das schunkelnde Stained Glass oder White Light scheinbar mühelos und nebenbei zu absolut eleganten Ohrwürmern hin.
Dabei entwickeln sie vor der Ausstrahlung einer erfrischend unverbrauchten Lockerheit einen betörenden Suchtfaktor und erweisen sich früher oder später nicht nur als konstante Erweiterungen der Real Estate-Discografie, sondern letztendlich inmitten liebenswerter Beliebigkeiten (Holding Pattern) und tropikaler Relax-Oasen (Time) irgendwie allesamt mehr oder minder als veritable Hits für die unbeschwerten Tage des Lebens.
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