Real Estate – Daniel

von am 26. Februar 2024 in Album

Real Estate – Daniel

Zur einer der dem Platten-Release vorangehenden Shows waren nur Fans geladen, die den Titel des sechsten Real Estate Studioalbums in irgendeiner Weise selbst im Namen trugen. Daniel selbst ist nun aber für alle da.

Und heißt mit dem so vertraut heimelig im Signature Sound schipperndem Opener Somebody New mit seinen typisch klar perlenden Gitarren unmittelbar warm und weich so herzlich einladend willkommen, dass einem fern jeglicher Stagnations-Vorwürfe das Herz aufgehen muss.
Auch, weil sich schon hier dezent andeutet, dass Built to Spill diesmal in Facetten prägender als je zuvor für Real Estate und ihren soften Sommer-Jangle Pop sein könnten, was später, durch das so simpel angelegte, absolut eingängig und unaufdringlich die ideale Single spielende Water Underground mit seinem liebenswürdigen Groove noch unterstrichen wird.

Anderswo wird man mit der Lupe suchend vage Nuancen von Spurenelementen des Country und Americana finden können – etwa im subversiven Ohrwurm Haunted World (der mit Zeilen wie „An unfamiliar place/ With a familiar song/ Got nowhere else to be/ No turn you make is wrong“ den Charakter der Platte ideal einfängt und es sich symptomatisch auch leisten kann, seinen Refrain etwas zu wiederholungsfreudig zu bedienen, weil ohnedies nichts in dieser angenehmen Brise von einem Album zu übersättigen droht) und mehr noch im von Bassist Alex Bleeker gesungenen Victoria, das klimpernd und plätschernd wie ein Reminiszenz an den Aufnahmeort Nashville klingt, sich jedoch auch vor Kurt Vile und natürlich den Kings verneigt.

Auch nach dem entwaffnendem Einstieg beweist Daniel übrigens mehr griffige Unmittelbar- und mutmaßliche Nachhaltigkeit als sein Vorgänger The Main Thing und die Interims-EP Half a Human.
Flowers läuft wattiert stampfend unter einem vagen Shoegaze-Schimmer bis zu einem charismatischen Solo dahin, Interior schrammt lange zurückhaltend über einen asunder Zeit gefallenen Orgel-Teppich, bis der Rhythmus das hippiesk chillende 70s-Flair im der hauseigenen Hoheitszone blühen lässt. Freeze Brain besticht durch seien auf den Bass gebauten Vintage-Sound sowie dem luftigen Raum darüber, in dem ein paar Piano-Töne und verträumte Gitarren eine körperlose, friedvolle Psychedelik pflegen und wie im ähnlich halluzinogenen, verdächtig im Lavalampenlicht groovenden Market Street die fabelhafte Produktion von Daniel Tashian über die Qualität des eigentlichen Songwritings hinausgehend auskosten.

Für noch mehr Variabilität in der Dynamik, ohne den kohärenten Fluss oder das Panorama des Albums dafür (auf)brechen zu müssen, sorgt dann erst das flotte Doppel aus Say No More (eine zügigere, eiligere und tanzbarere Artikulation der braven Naivität) und Airdrop (das auf seiner Synth-Grundlage zackig und luftig von analogen Tupfern kontrastiert wird), bevor sich der Closer You Are Here mit Hip Hop-affinem Beat und geöffneten Strukturen ziellos dösend um seinen Klangkosmos dreht und in seiner Ambition zur Zuverlässigkeit gewissermaßen die romantische Quadratur des Kreises beschwört: „What is it that you want to hear?/ There’s only so much time/ Best we can do is be happy here/ Sing another line/ A point in a circle/ A peak in the signal/ A spoke in the cycle/ You are here“.

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