Ramper – Solo Postres

von am 25. Oktober 2024 in Album

Ramper – Solo Postres

Vier Jahre nach seinem Debütalbum Nuestros mejores deseos spielt das spanische Quartett Ramper auch auf dem Zweitwerk Solo Postres eine reizvolle, aber unbefriedigende Melange aus Postrock und Slowcore.

Im andächtig zurückgenommenen Einstieg von Un miembro fantasma nehmen Gesang, Gitarre und Streicher so viel Rücksicht aufeinander wie möglich, bis man in umsichtiger Zärtlichkeit ein behutsames Miteinander in der kammermusikalischen Folklore findet. Das pastorale Schwelgen bleibt ruhig und brodelt nur dezent unterschwellig. Hinten raus schwillt die brutzelnde Heaviness zwar etwas mehr an und eine orchestrale Wucht bläst erahnbar, doch bleibt das Szenario verhalten und jeder Ansatz von Kakophonie und Dissonanz  ohne Konsequenz. Sanft fließend gleitet die Band stattdessen nahtlos in Día estrellado über, wo das marschierende Schlagzeug und eine Klarinette schunkelnd den Weg anleitend. Bläser steigen wie feierlich torkelnd in den Trauerzug, der seine Kanten köchelnd anschmiegt.

Zu diesem Zeitpunkt haben sich die kleinen Schönheitsfehler, die den einnehmenden Reigen subjektiv hemmen, summiert: Dass die Kompositionen der Band nicht zum Punkt finden, passt zu ihrem Naturell, auch wenn sich die Dinge so phasenweise ziehen. Weil das Zusammentreffen der Stile gerade in den härteren Nuancen (und vor allem den verschwendeten Gitarren-Schraffuren)  jedoch höchstens eine latente Reibung, aber nie ein konfrontatives Konfliktpotenzial offen legt, hat das jedoch etwas frustrierend kasteiendes, während die Melodien nicht wirklich aufregend oder einprägsam geraten sind. Als wandere man durch einen auf den ersten Blick faszinierenden Garten – der sich in Sachen Tiefenwirkung jedoch auch als potemkinsches Dorf entpuppt und letztendlich vor allem ein bisschen langweilig gerät.
Jose Alberto „Joserto“ López Rosales (Schlagzeug und Bass), Antonio Martín Ruiz (Bass, Violine, Synthesizer und Chöre), Ángel Oreste Rodríguez Romero (E-Gitarre, Synthesizer, Klavier und Chöre) und Álvaro Romero Sepúlveda (Leadstimme, E-Gitarre, Akustikgitarre und Synthesizer) haben mit der Unterstützung ihrer Freunde – Cipriano Montes Aranda (Cello), Ana Pérez Gallego (Flöte), Miguel Ángel Robles Urquiza (Trompete und Posaune) sowie Elvira Simancas Fernández (Klarinette, Arrangements und Chöre) – eine oftmals zu unverbindlich um das vorhandene Potential eiernde Talentprobe eingerahmt.

In Reina de farolas addiert die Band geduldig klackernd und zischend elektronische, an Múm erinnernde Komponenten, die an der röstenden Kochplatte des Drone Metal ankommen. Das Ringen zwischen den Extremen löst sich jedoch in gefälliger Einsicht auf, es gibt keine radikale, naheliegende Klimax, weswegen die Musik wie ein Kompromiss im Nebenher anmutet. Auch die besonders zurückgekommene Schönheit der Intimität En nuestros últimos días schreitet so bedächtig und hat augenscheinlich ausnahmsweise eine klare Linie, die nicht um Balance bemüht ist – bis das Ende elektronische Notwist-Momente im brodelnden Metal-Ringen am Papier spannender machen, als sie in der Realität sind.
Das letzte Drittel der Platte überzeugt dann im gotisch Ambient der balladesken Trauer Los ojos de los demás, die über das orchestrale Drone-Melodram Poderoso puño mit viel Raum wächst, doch letztendlich bleiben auch hier vor allem ästhetische Umrisse zurück.
Allerdings ist das niemals so gimmickhaft, wie es ein Album als Gameboy Advanced Modul erwarten lassen würde, sondern rund und vor allem als Gesamtprodukt stimmig: Ramper wirken, und das muss man der Band absolut zu Gute halten, trotz einer Unschärfe im Songwriting und den Arrangements ständig so, als wären sie bereits voll und ganz angekommen.

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