Racetraitor – Creation and the Timeless Order of Things
Seit ihrem zweiten Studioalbum 2042 vor fünf Jahren haben sich Racetraitor die Zeit vor allem mit Split-Kooperationen vertrieben. Vielleicht klingt Creation and the Timeless Order of Things ja auch deswegen weniger wie ein schlüssiges Album, denn wie eine wild hetzende Szenen-Collage.
Dies wird vor allem im finalen Drittel der Platte überdeutlich, wenn Creation and the Timeless Order of Things seine Songs gerne abrupt beendet oder wie den mathy walzenden Sludge von Cape Rerenga (mit Stan Liszewski von Terminal Nation) gar ausfaden lässt: die gehetzte Grind-Tollwut Santa Apolonia endet etwa trotz der Aussicht auf ein dramatisches Panorama ähnlich unüberlegt direkt wie die überhasteten Schlüsse von Sarcophagus (das seinen Blackened Hardcore als Gangshout-Angriff inszeniert), Cape Rerenga (eine psychedelisch schleppende Post Metal-Trance a la Oathbreaker mit Carrie Gerardi von Tiger Spirit am Gastgesang) oder Sword (ein geschlenztes Hardcore-Ballern mit Sanket Lama von Chepang).
Selbst das vergleichsweise rund komponierte Pangae Proxima (das aus der mittelalterlichen Folklore geboren den Mond heiser über einer rollenden Percussion anheult und vor einer malerischen Tragik die Wut so lange herauspresst, bis die Band komplett austickt) ist – im Gegensatz zu viel szenischen Aggressionen ohne schlüssig abgeschlossenen Klimax – eher ein kohärenter, auch gefinkelt eingebetteter Spannungsbogen der Aggression.
Dass Racetraitor ihr Songwriting nicht soweit schleifen, um aus Rohdiamanten wirkliche Juwelen zu machen, passt auch irgendwo ebenso zur angepisst reißenden Attitüde von Creation and the Timeless Order of Things, wie die stilistisch nicht zu bändigende Tollwut des den Metalcore mit Crust-Rotzigkeit hinspuckenden Albums: 24 Jahre nach dem Debüt klingt die Band so ungestüm wie eine vor Sturm-und-Drang-Explosivität berstendes Jugend-Übermut-Bollwerk.
Zwar hebt nur Eid mit Cello und Violine vor dem Aufplatzen als keifender ballernder, orchestral dramatisierender Hardcore seine externen Einflüsse auf ein Podest, wenn der orientalische Acoustic-Einstieg sich später über den Basar schleppt, doch assimiliert Creation and the Timeless Order of Things in seinem Verlauf so viele Schattierungen negativer Handgreiflichkeit in sein Wesen.
Chamelecón ist hirnwütiger Grind in Wellen, Cave of the Patriarchs faucht garstig und kloppt mit rotzig schleudernden Riffs um in einer abgründig Opulenz arrangiert ins doomig schleifende zu kippen. Wieder ein Fade Out – doch erwacht dieses nun zumindest im nahtloseren Übergang mit dem grungigen Godspeed, dessen Kontemplation mit sinistrem Noir-Suspence-Score nicht vor der rasenden Eskalation zurückschreckt.
Das unheimlich tackernde Land Acknowledgment verbindet in Hochgeschwindigkeit den Death mit dem Stoizismus des Post Hardcore samt flimmernden Saiten sowie Noise-Elementen von Ethan Lee McCarthy (Primitive Man), und Black Creek / Red River provoziert als garstige Sludge-Abrissbirne mit Tim Kinsella (Cap’n Jazz) gar poppig-melodische Schraffuren Schikanen vor psychotisch fauchenden Gitarren, bevor das so adäquat betitelte Pastoral Monolith so etwas wie Symphonic Black Metal darstellt – übrigens mit Refused-Fronter Dennis Lyxzén als womöglich prominentester Name auf der so reich gefüllten Feature-Liste.
Dass Racetraitor diese Gäste so ansatzlos in ihren als Ganzes homogen zündenden Strom der räudigen Gewalt einbinden, sich gar nicht erst die Zeit nehmen, über etwaige Nahtstellen, die abseits der instinktiven Wahrnehmung im Rausch verschwimmen, Gedanken zu machen, ist dann eigentlich symptomatisch für ein Werk, das ebenso ein in den Details unausgegorener Erstling wie ein alles zu einem Ende bringendes Schaulaufen sein könnte.
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