Quicksand – Distant Populations

von am 22. November 2021 in Album

Quicksand – Distant Populations

Dass Walter Schreifels neben all seinen Projekten offenbar keine Zeit mehr für Rival Schools hat, lässt sich aufgrund der Entwicklung, die Quicksand auf Distant Populations vorantreiben, immer besser verschmerzen.

Distant Populations ist gleichzeitig eine stilistische Fortsetzung des 2017 begonnenen Weges von Quicksand weg vom Posthardcore, hin zum Alternative Rock – den Grad der Härte wieder ein wenig kraftvoller anziehend allerdings auch einen Schritt in die eigene Vergangenheit zurücksetzend. Damit ist es nicht notwendigerweise das bessere Album, als das mit einem kohärenteren Fluss ausgestattete Comebackwerk Interriors, hat aber als stimmiges Potpourri auch ohne schlüssig übergeordneten Spannungsbogen die klar stärkeren Einzelsongs auf Lager – selbst wenn diesen stets die letzten Millimeter zum wirklich genialen Genieblitze, der den nächsten Level erreichende Klimax fehlt.

Auch so schraubt sich ein Brushed jedoch in die Leiste der besten Schreifels-Nummern überhaupt, ist dabei auch nichts, was man so unter dem Quicksand-Banner zu hören erwartet hätte. Brushed baut auf einen elektronischen, zurückgenommenen Rhythmus zurückgenommen, eine sanfte Akustikgitarre und melancholischen Gesang, wächst, verdichtet sich, und verglüht ohne Ausbruch. Phase 90 ist sogar noch besser, mit seinem müde-abgekämpften Gesang, dem Kontrast aus zappelnder Unbeirrbarkeit und nostalgisch offen hallenden Gitarren, während das dynamisch antreibt und sich für einen tollen Refrain erhebende The Philosopher eigentlich ein Hit ist.

Der Rest drumherum folgt ohne großen Abstand. Inversion eröffnet knackig im getragenen Tempo mit Space Rock-Tendenzen, Lightning Field agiert gleichzeitig kompakt und ruppig zerstreut, bevor Colossus die eröffnende Stafette als stoischer Riffrocker abschließt, ein wenig zu monoton und repetitiv strukturiert ist, auch wenn der Chorus sehnsüchtig aufmacht. Katakana schwebt mit malmendem Bass und hibbelig kontrollierten, massiv polternden Drums über eine tiefgründige Atmosphäre und Missile Command lauert vorbereitend mit psychedelisch oszillierender Gitarre.
Und hinter einem latent willkürlich auftauchenden Interlude (Compacted Reality) trumpft das Doppel aus EMDR (angriffslustig erinnert das an Cave In, im etwas weniger organisch entwickelten Refrain verträumt schwelgend) und Rodan (dessen toller Groove Spannungen aufbaut, insofern als Closer deplatziert in der Luft hängend entlassend) noch einmal auf.
Die bedingungslose Befriedigung stellt sich danach zwar nicht ein – wirklich falsch macht Distant Populations aber eigentlich nur etwas bei der Wahl des Augenkrebs-Artworks.

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