Queens of the Stone Age – In Times New Roman​.​.​.

von am 26. Juni 2023 in Album

Queens of the Stone Age – In Times New Roman​.​.​.

Sechs Jahre nach dem Mark Ronson-Debakel Villains klingen die Queens of the Stone Age mit In Times New Roman… wieder wie eine Rockband, die sich, wenngleich in einer gemütlichen Komfortzone, durchaus bereit ist, wieder die Hände beim Schaulaufen schmutzig zu machen.

Dass Mark Rantkin die Betreuung des achten Studioalbums von Josh Hommes Band – Dean Fertita, Troy Van Leeuwen und die gar nicht so heimliche Helden-Rhythmussektion bestehend aus Michael Shuman und Jon Theodore – übernommen hat, tut dem Sound und der Ausstrahlung der Queens jedenfalls verdammt gut, bringt sie wieder näher zu ihrer Basis: die Produktion transportiert eine vergleichsweise roh wirkende, herrlich trockene und abgeklärte Attitude, lässt In Times New Roman…. düster und trotzdem sommertauglich klingen, ein bisschen wie eine versiffte Spelunke mit Neonreaklame am Strand oder eine stylishe Bar in der mitternächtlichen Wüste.

Überhaupt ist der Ansatz des Albums ziemlich wurzelbesonnener und auch hinsichtlich der Kompositionen unverhohlen selbstreferentiell.
Alleine schon wie Paper Machete, hate to say I told you so, praktisch Little Sister ohne nervige Cowbell adaptiert, dabei aber auch anhand eines simplen Hits die synthetisch modifizierten Gitarren-Vorlieben von Homme unterstreicht, oder What the Peephole Say Sick, Sick, Sick ins Haunted House verfrachtet und am Ende den schmissigen Gruppendance aufführt, als hätten The Cramps ein Backstreet Jackson-Äquivalent ersonnen.
Emotion Sickness löst seine von Era Vulgaris übernommene, schräg-maschinelle Zerschossenheit mit der catchy Griffigkeit von ….Like Clockwork auf und legt noch ein harmonisch-mehrstimmiges Schwelgen drauf, nachdem vor allem die Stafette aus Made to Parade (ein weniger essentielles Vagabundieren im crazy im Weirdo-Flair) Carnavoyeur (das sich bestechend smooth verführerisch in frivoler Melancholie zur geilen Übersteuerung schlängelt) und Sicily (das mit orientalischer Psychedelik in die Mystik stampft) wirkt, wie ein kompakter angelegter Rückblick auf Lullabies to Paralyze und der elaborierte, aber keinerlei Längen transportierende Closer Straight Jacket Fitting über neun Minuten seine Auslage mit theatralischer Lässigkeit subversiv wechselt, bis die Trademarks der Band in ambienter Trance auf der Veranda in den Sonnenaufgang klampfen.

Die Amplituden und Facetten von In Times New Roman… sind dabei weitaus subversiver gehalten als die Wortspiele mancher Titel: Obscenery ist ein Designer und poltert und rumpelt mit abrasives Gitarren zu launigen Streichern, und lebt wie weite Strecken der Platte auch von grandiosen Groove – nachzuhören auch beim cool abgehangenen Negative Space in seiner stoischen Geschmeidigkeit des stufenweisen Anziehens und Loslassens der Handbremse, und mehr noch dem so sexy und monoton nirgendwohin führenden Time & Place, dessen fesselnde Wirkung exemplarisch für In Times New Roman… steht.
Gediegener und sogar ein bisschen biederer angelegt bedeutet für Homme nämlich eine entspannte Unverkrampftheit, ein ebenso unspektakuläres wie zuverlässiges Schaulaufen bekannter Signaturen, die irgendwie zwischen Instant-Fanpleaser und latenten Grower, straight und aufgeräumt angelegt ein konstantes Ganzes ohne herausragendes Einzel-Highlight oder wirkliche Überraschungen ergeben, ein so homogenes wie ausfallfreies Ganzes, das niemandem etwas beweisen muss und etwaige Unterwältigung mit einer erfrischend unnostalgischen Zufriedenheit sowie der Aussicht auf eine zeitlos gutes, im absolut besten Sinne solides Album vor sich zu haben aufwiegt, dem ohne Treppenplatz im Fan-Herzen eine nachhaltige Halbwertszeit prognostiziert werden dürfte (und deswegen jetzt auch optimistisch die Aufrundung zwischen den Punkten gewährt wird).
Und selbst, wenn nicht, wäre In Times New Roman… als womöglich bestes Album seit Lullabies zumindest wahrer Balsam auf die Seelen all jener, die die Queens nach Villains insgeheim oder offenkundig abschrieben.

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