Puce Mary – The Drought
Wenn Margaret Chardiet als Pharmakon ganz frontalen Terror betreibt, beschwört Frederikke Hoffmeier als Puce Mary auf The Drought den vergleichsweise subversiv einwirkenden Elektronik-Noise-Horror.
Natürlich ist es ungerecht, das Wirken der Dänin 2018 alleine auf die prominentere Kollegin aus den Staaten zu reduzieren, weil das Viertwerk von Puce Mary sich gerade in skizziert zuckenden, ätherisch hypnotisierenden Orgelstücken wie dem Ambient des überragenden Fragments of a Lily auch weiterhin in die Nähe von Tim Hecker, The Haxan Cloak und Co. bewegt, während die neonfinsteren Industrial-Synthies von Coagulate sich mit Hereditary’esker Beschwörung in die strahlendsten Gossen von Blade Runner vorwagen.
Doch wenn schon Dissolve sich irgendwo zwischen rumorendem Fliegerbomberalarm im tiefsten Drone-Nebel und flackernden Suspense Horror in die Gehirnrinden fräst, To Possess Is To Be In Control den Bohrer mit klackernder, kratzender, schabender, pulsierender Beharrlich an der Schädeldecke ansetzt oder A Feast Before The Drought als Relikt aus dem Gruselkabinett (nervtötend absurd) pfeift, dann klingt das diesmal eben doch immer auch wie die verdaulichere Alternative zu den Pharmakon-Werken Abandon (2013), Bestial Burden (2014) und Contact (2017).
Den sich aufdrängenden Vergleich als verdaulichere Light-Version der Amerikanerin wird Puce Mary auch dann nicht gänzlich los, wenn das Level der Intensität als würgendes Druckventil hier ohnedies ein gänzlich anderes ist. Wo Chardiet sich etwa die Kehle blutig brüllt, rezitiert Puce Mary als Spoken Word-Schamanin (nunmehr relativ klar, nicht derart psychotisch verfremdet und klaustrophobisch beklemmend wie sonst) und transportiert die Essenz der ungemütlich kühlen, vergleichsweise ruhigen Ungemütlichkeit der Platte damit aus der Soundcollagen-Hölle, die bisher die Sollbruchstelle aus Daughters und Lightning Bolt kannte.
Die einzelnen Tracks von The Drought verschwimmen dabei zu einem einzigen meditativen Alptraum, der seine emotionale Katharsis scheinbar ohne jedwede brachiale Angriffslust auch ein wenig zu unverbindlich an der Oberfläche kondensieren lässt, jedoch quasi hinterrücks traumatisiert.
Der Verbund aus dem eklektischen, seine Einflüsse direkt kanalisierenden und assoziativ damit auch unter seinem eigentlichen Wert degradiert verankerten Sound, sowie dem Mäandern in den Kompositionen an sich, macht das kunstfertige The Drought natürlich trotzdem zu alles anderem als einer Belanglosigkeit – dafür setzt Puce Mary die Hebel einfach zu zielführend locker in ihrem tonalen Fleischwolf an.
Allerdings lassen die 45 Minuten der Platte die Frage zu, warum man sich diese vergleichsweise milde Form der Selbstkasteiung antun sollte, wenn man sich auch der puren Tortur ausliefern könnte – sei es nun extern, oder bei noch stärkeren hauseigenen Delirien wie The Spiral. Puce Mary beantwortet dies unter anderem mit einer paralysierend dichten Atmosphäre, der versöhnlich einnehmen Psychose und meisterhaft verwobenen Texturen eine harscher Schönheit von einem Klangkosmos, der hypnotisch in das Unterbewusstsein wandert.
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