Protomartyr & Spray Paint – Irony Prompts A Party Rat
Protomartyr sind nach der Consolation EP mit Kelley Deal wohl auf dem Kooperations-Trip: Gemeinsam mit den Tourbuddies von Spray Paint spielen sich die Detroiter unter dem Anagramm-Banner Irony Prompts A Party Rat im gegenseitigen Austausch die Bälle zu.
Für die acht Minuten dieser Single sind die zwei Bands eine tatsächlich interagierende Zusammenabeit eingegangen und insofern unter wechselnden Vorzeichen quasi als personell rochierendes Septett in den beiden Songs vertreten: Während für Corinthian Leather die Texaner Spray Paint die Instrumente stemmen und Protomartyr-Sänger Joe Casey am Mikrofon steht, ist es bei Bags and Cans genau umgekehrt.
Corinthian Leather folgt als nominelle A-Seite deswegen auch dem relativ kompakt gehaltenen Auftreten von Spray Paint. Der Beat der Drums läuft unbeirrt dahin und die beiden Gitarren grätschen in leicht atonaler Lage dazu, den Rhythmus einerseits stoisch haltend und die Ecken andererseits noiserockig ausschmückend. Kühler Postpunk mit einem Bein im Abgrund ist das, dezent bedrohlich und stets ungemütlich driftend. Casey tauscht seine belesenen Tiraden dafür gegen einen lallenden Sprechgesang, der mit viel Hall halb skandierend doch melodiöser als zuhause in der Nummer wabbert. Dennoch bleibt nach knapp drei Minuten das Gefühl, als würde das Gespann den simpel gestrickten, auf Ästhetik bedachten Track trotz feiner Korrektur der Dichte zum Chorus hin einfach nicht vollends ausschöpfen – sondern einfach abrupt abdrehen. Wodurch der No Wave-Ohrwurm auch dezent eindimensional wirkt, wenig nachwirkenden Reiz erzeugt und zu schnell zu durchschauen ist.
Ambitionierter dagegen Bags and Cans: Protomartyr poltern los und treiben mit ausgelassen-kirmesartiger, obskur pseudo-amateurhaft dampfender 2-Ton-Rhythmussektion und leise dramatisierenden Gitarren, dazu rezitierende Vocals – bis plötzlich alles hibbelig ins Hektische kippt, die Band nervös zwei Stufen höher schaltet und von der Tarantel gestochen nach vorne geht, diese Gangart aber bald wieder revidiert und über einen jammend improvisierten Part tranceartiger tändelt, nur um zum Finale noch einmal zu explodieren.
Wo Corinthian Leather also Ideen für einen halben Song hat, packt das unberechenbare Bags and Cans die Substanz für mindestens zwei Nummern aus, ist hungrig und dringlich. Weswegen man die Nummer auch zu gerne in einer Version mit der charismatischeren, weniger beliebig intonierenden Stimme von Casey hören würde, der hieraus wohl noch mehr Unverwechselbarkeit und Charakter erzeugen hätte können. Denn ohne Spray Paint unter Wert verkaufen zu wollen, klingt Irony Prompts A Party Rat dann doch wie das unausgegorene Amalgam einer großartigen und einer „nur“ guten Band.
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