Prophets Of Rage – The Party’s Over
Neben einigen Public Enemy-Kompositionen und noch weniger Cypress Hill-Material imitieren Prophets of Rage live vor allem Songs von Rage Against The Machine. Das Tonträgerdebüt der Altstar-Coverband/Supergroup gibt sich nun alle Mühe, möglichst unauffällig in eben diesem Kanon unterzugehen.
Es bedarf nur weniger Augenblicke von The Party’s Over, um Vorurteile zu bestätigen: Zack de la Rocha dürfte es mutmaßlich wohl genügen, mit Rage Against The Machine die finanziell zugkräftige Reunion-Schiene zu fahren. Gerade wenn man bedenkt, wie sparsam der 46 Jährige in der Auswahl von letztendlich auf Tonträger gepressten Output umgeht, liegt die Vermutung durchaus nahe, dass sich de la Rocha nicht noch eine derart uninspirierte Nostalgie-Spielwiese antun wollte. Denn was der Bandname bereits nahelegt bestätigt sich nun: Das kreative Potential von Prophets of Rage reicht gefühltermaßen nicht einmal dann über den Selbstzitate-Horizont hinaus, wenn sich die Kombo um das Rage Against The Machine-Trio Tim Commerford, Brad Wilks und Tom Morello, Cypress Hill-Überbleibsel B-Real sowie das Public Enemy-Doppel DJ Lord und Chuck D an eigenem Originalmaterial versucht.
In Anbetracht der Tatsache, dass die arrivierten Szenelegenden die Legitimierung ihrer Existenz nicht den Profits off Rage zuschreiben, sondern der politischen Lage einer Nation, die zwischen Trump und Clinton wählen muss, erscheint es jedenfalls primär grundsätzlich fraglich, wieviel Zündstoff das Nachspielen alter Hits und Klassiker (oder wie im Fall von Cypress Hill eben vordergründig Kifferparty-Hymnen) bergen kann.
Die Liveversionen von Killing In The Name oder Shut Em Down zeigen an: Nicht sonderlich viel. Die explosive Sprengkraft der Originalsongs weicht da einer souverän blaugepausten Routiniertheit, in der alle Beteiligten ihre Fähigkeiten sauber und durchaus motiviert ausspielen, technisch sitzt da freilich jeder Anschlag. Trotz der unbestreitbaren Qualitäten können Prophets of Rage hier aber niemals auch nur ansatzweise ein Gefühl der Relevanz erzeugen, das über den Eindruck hinaus geht, das eine nicht selten bequem – nicht angemessen angepisst, kraftvoll oder agressiv – klingende Altherrenrunde (alleine wie müde Chuck D und B Real sich über weite Strecken durch die Songs quälen!) einen weiteren Weg gefunden hat, um die Früchte der Vergangenheit noch einmal ordentlich auszupressen. Dass gerade die vorangestellten Studioaufnahmen hier mehr Energie verströmen als die Livemitschnitte, schmeichelt einem Projekt wie den Prophets of Rage nur bedingt. Vielleicht revidiert diesen Eindruck ja die anstehende Tour mit – ausgerechnet – AWOLNATION.
Am frischesten gelingt der altbackene Cover-Aufguss also im eröffnenden Public Enemy-Song und Namensspender (das um einige B Real-Verse erweitert und soundtechnisch nahtlos in den frühen Rage Against The Machine-Konsens assimiliert, zumindest versucht das Original zu variieren und darüber hinaus nach altbewährtem Baukastenrezept genug Druck erzeugt, dass man sich beinahe selbst dabei ertappt die Faust in die Luft zu werfen, wie Prophets of Rage das in nahezu jeder Sekunde zu tun zu pflegen scheinen) oder mit Abstrichen auch in der Beastie Boys-Melange No Sleep Til Cleveland, dass mit exaltiertem Audioslave-Solo (so tight die Rhythmusgruppe hier auch ist, muss man doch wieder einmal feststellen wie limitiert der aktuelle Aushilfsgitarrist von Bruce Springsteen im Austeilen seiner Gimmicks doch ist) und Fight The Power-Referenz den Eindruck vermittelt, das die „elite task force of revolutionary musicians“ dem bisherigen Schaffen ihrer Mitglieder zwar wenig Neues hinzuzufügen hat, aber womöglich ja tatsächlich aus Spaß an der Sache angetrieben werden könnten – und diesen unmittelbar auf den Hörer überspringen zu lassen versteht: Auf der Nostalgie-Schiene zündet The Party’s Over dann eben doch einen gewissen Unterhaltungswert.
Ein Eindruck, den der er einzig neue Song dieser EP zumindest nicht untergräbt: Der Titeltrack The Party’s Over ist eine aus dem Zeitloch der 90er gefallener Reißbrettnummer, die gar nicht erst vorzuschützen versucht, dass Prophets of Rage ihr Songwriting besonders ambitioniert über alte Glanztaten hinauszubauen gedenken – der aber gerade dadurch auf anachronistische Weise im Gesamtkontext funktioniert. Und natürlich gibt es ohnedies schlimmere Dinge, als wie eine potentielle C Seite von Rage Against The Machine zu klingen. Wer deren Trademarks und alte Stärken in dieser Form trotz Legendenbonus heute aber noch derart aufgewärmt braucht, diese Frage muss aber eben dennoch gestattet sein.
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