Prophets Of Rage – Prophets Of Rage
Nach dem Offenbarungseid rund um die Einstands-EP The Party’s Over sind die Prophets of Rage auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum zumindest originell genug, um eigenes Songmaterial zu verwenden. Zu einem gelungenen Album macht das die aufgefahrenen 39 Minuten allerdings nicht – geschweige denn zu einem notwendigen.
Man muss es sich nicht einmal sonderlich einfach machen, um die Prophets of Rage stilistisch ausnahmslos auf die bisherigen Verdienste ihrer Bestandteile herunterbrechen zu können. Public Enemy-Organ Chuck D ist immer noch eine souveräne Bank, wenn es um das Anprangern sozialer Ungerechtigkeiten gilt, wenn freilich müder als früher; B Real rechtfertigt seine Bandmitgliedschaft hier im Gegensatz zum Versorgerposten von DJ Lord zumindest als Chucks gut harmonierender, auf debile Cypress Hill-Kiffer-Brechstangen weitestgehend (bis auf das mit Handclaps einschlafende Legalize Me) verzichtender Konterpart.
In dieser abwechselnden Kombination an der Mikro-Front funktionieren die Prophets of Rage mittlerweile erstaunlich gut, spielen sich effektiv die Bälle zu und machen gerade in der soliden Anfangsphase um Radical Eyes oder dem in plumpen Phrasen austeilen wollenden Unfuck the World deutlich mehr Spaß, als man das der designierten Supergroup nach The Party’s Over überhaupt zugetraut hätte.
Hilft natürlich wenig, wenn die ansonsten so zuverlässige Konkursmasse von Rage Against the Machine weiterhin nur als Schatten ihrer selbst abliefert. Schwer zu sagen, ob die an sich so furiose Rhytmusgruppe schlichtweg pappsatt ist, oder ob sie die Dringlichkeit und die Energie für ihre beiden älter gewordenen Frontmänner so ernüchternd zurückfahren mussten – weder der ideal passende Brendan O’Brien-Massenmarkt-Sound noch die kompakte Spieldauer schärfen die Knackigkeit der Platte.
Sicher hingegen ist, dass Tom Morello seit Jahrzehnten die gleichen Pseudo-Soli und halbgaren Ideen-Aufgüsse von [amazon_link id=“B00002R0VY“ target=“_blank“ ]The Battle of Los Angeles[/amazon_link] serviert, damit hin und wieder effektiv arbeitet, aber im schlimmsten Fall auch gackernden Nonsens wie Strengh in Numbers abliefert (obgleich der Song zumindest im Chorus Größe zeigt).
Zumindest unterlegen seine alten Kumpels Brad Wilks und Tim Commerford die elf Nummern (und das unnötige Intermezzo The Counteroffensive – irgendwas muss DJ Lord ja auch zu tun bekommen bekommen) im Verbund dann mit genügend Gefühl, um das Songwriting nicht auf das selbe Niveau von Street Sweeper Social Club und deren Nonsense-Interpretationen abstürzen zu lassen. Und dennoch: Gerade das symbiotische Selbstverständnis der drei perfekt aufeinander eingespielten Musiker wird für Prophets of Rage so bis zu einem gewissen Grad zur Achillesferse, die das Songwriting altbacken lähmt.
Um über den Level einer routinierten Rage Against the Machine-C Seite hinauszukommen fehlt es den Prophets of Rage letztendlich an den nötigen Ideen, an der Ambition und Dringlichkeit – selbst wenn die Hooks schmissig sitzen mögen (etwa Hail to the Thief), das funky Take Me Higher zur für leichte Variation sorgenden Dronen-Warnung wird, oder ein Living on the 110 sich gar nicht erst an der Illusion verhebt, irgendwo detonieren zu können. Entweder überzeugen in diesem Raprock-Kontext mal Chorus, mal Refrain – beides zusammen gemeinsam gelingt praktisch nie.
Prophets of Rage taugt dabei durchaus mit einem gewissen Unterhaltungswert als selbstreferentieller Verweis auf alte Großtaten, scheitert rein auf seine Nostalgie-Schiene abonniert aber alleine schon an seinem Anspruch, ein tatsächlich relevanter Protest gegen die aktuelle US-Regierung sein zu wollen.
Dafür klingt die verdiente Allstar-Gruppe schlichtweg zu wenig gefährlich, kaum kreativ und selten bis nie inspiriert. Dieses Debüt dümpelt viel eher als handwerklich gelungenes, aber seltsam teilnahmslos ermüdendes Aufwärmen erbrochener Trademarks weit hinter seinen theoretischen Möglichkeiten. Das ist nicht per se schlecht, lässt aber (selbst ungeachtet des musikhistorischen Gewichts aller Beteiligter) die nötigen Spannungen und explosiven Dynamiken vermissen, revoltiert so unendlich bekömmlich und enervierend gefällig.
Am Ende steht deswegen eine zuverlässig (langweilende) Sicherheitsplatte, für deren Verortung man es sich abermals nicht sonderlich einfach machen muss, um darauf verweisen zu können, wie hungrig, modern und angepisst alte Weggefährten klingen können – siehe Digging for Windows. Aber gut, vielleicht ist Run the Jewels-Buddy und Perfektionist Zack de La Rocha auch einfach nur schlau genug, um zu wissen, dass er neben der Rage Against the Machine-Festival-Tingelei nicht noch ein Ventil für kommerzielle Absicherung braucht – geschweige denn eine plakative Plattform, die primär am Verkauf von adäquatem Merchandise interessiert zu sein scheint.
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