Prophet – Wanna Be Your Man

von am 26. Mai 2018 in Album

Prophet – Wanna Be Your Man

Retrofuturistischer Synth-Funk: Prophets Zweitwerk Wanna Be Your Man tanzt unter der prägenden Regie von Produzent Mndsgn zwischen den Zeiten als furiose Comebackstory nach 34 Jahren.

Vielleicht der größte Hidden Treasure/PR-Traum seit der Geheimtipp-Hype-Wiedergeburt von [amazon_link id=“B00M3TK7E0″ target=“_blank“ ]Lewis[/amazon_link], mindestens aber eine unerwartete Rückkehr im Stile von Linda Perhacs. Über Wanna Be Your Man zu schreiben heißt schließlich auch, über die Vorgeschichte hinter einem unwahrscheinlichen Zweitwerk zu staunen.
1984 emanzipierte sich der Mann namens Prophet aus der Bay Area von seiner damaligen Coverband („We were doing Lionel Richie, Commodores, Kool & the Gang, Depeche Mode, Michael Jackson, Prince, some J. Geils Band…we used to do some Men at Work kind of stuff„) und spielte mehr oder minder in Eigenregie ein selbstfinanziertes Debütalbum für sein kurzerhand aus dem Boden gestampftes Label Treasure Records ein, um exakt 1000 Stück von Right on Time zu veröffentlichen – und ging damit in jeglicher Hinsicht baden.
Während Prophet die ersten Jahre noch vergeblich versuchte, die Platte zu promoten und über kultivierte Marotten (Stichwort: Zitronen sowie die Farbe Gelb) letztendlich desillusioniert im stillen Kämmerlein vorerst nur für sich selbst weiterarbeitete, entwickelte sich das seinem Titel ironisch die lange Nase zeigende Album im vergangenen Jahrzehnt langsam zum Kultklassiker und Liebhaberteil, das für dreistellige Summen bei Discogs über die Theke geht – und in einer ständig wachsenden Gefolgschaft von Bewunderern nicht nur von Chris Manak alias Peanut Butter Wolf übersteigert als „einer seiner Heiligen Grale“ bezeichnet wird.

Gut also, dass eben dieser Peanut Butter Wolf Labelboss und Produzent bei Stones Throw Records ist – und Prophet irgendwann auf einer Party bei ihm vorstellig wurde. Der Rest ist nach einem Supportslot für Snoop Dogg & Dâm-Funk relativ schnell erzählt. Peanut Butter Wolf brachte den mittlerweile 59 Jährigen Prophet mit Produzent Mndsgn zusammen, die Chemie stimmte, man nahm die Arbeit auf – und gerade einmal knappe dreieinhalb Dekaden nach dem Erstling steht Wanna Be Your Man dann auch schon in den Läden.
Diese epochenübergreifende Hintergrundgeschichte hört man dem Werk nun übrigens ansatzlos an. Weil Prophet gleichzeitig dem Verve der 80er treu geblieben ist, sich einem slicken Groove mit slappenden Bässen, stechenden Beats und Gitarrenlicks voller schlüpfriger Texte hingibt, Mndsgn den 42 Minuten der Platte aber seinen typischen Wonky-Trademarksound mit heftigen Synthpop-Anleihen verpasst hat: “ So what Mndsgn did was take the vocal portion of what I did, and add a new sound to it.
Wie sehr Wanna Be Your Man nun zwischen Vergangenheit und Zukunft seine Hüften schwingt, lässt sich vielleicht am besten bei Right on Time, Really Turn Me On und Tonight nachhören. Allesamt Songs, die bereits auf dem 84er-Debüt zu hören waren, nun aber als spacig-sedative Funktronica-Flipper mit R&b und G-Funk-Einflüssen in der extrem aufgeräumten, stets unter Spannung stehenden, trotzdem unendlich gefühlvoll relaxenden Atmosphäre im grellen Neonlicht blinken.

Man darf gleich beim eröffnenden Insanity an einen jungen Prince denken, der sich schwerelos in einer Raumstation auf einem sich drehenden Bett mit Leopardenfell räkelt. Doch Prophet selbst definiert Wanna Be Your Man ganz pragmatisch: „It’s just modern funk to me. I’ll try to come up with a term, but modern funk is the only way I can describe it. It’s different, avant-garde, and modern.“ Immerhin funktioniert die Platte trotz ihrer Tricks und Kniffe tatsächlich relativ simpel über die Hüfte, lullt ein, bewegt, und erzeugt nicht nur in der fantastischen Meditation I Do Love einen beinahe hypnotischen Sog, der gerade zur Mitte hin über das fantastische Really Turn Me On und das grandiose Vice Versa-Cover von Tonight mit Cole MGN und Nite Jewel („They had already recorded it, and put it on their website. So it was already basically done. And I liked it so much, that we were able to get the music tracks from Cole and Nite Jewel, and I put my vocals on there. Their version just had her vocals, so I recorded my lead on there as well. But the version that they did was a very, very funky version – that’s why I felt good about putting in on the record.“) zur absoluten Hochform aufläuft.

Sicher muss man sich für Songs wie den Titelsong oder undankbarerweise auch ausgerechnet die beiden Abschlussnummern Dream und I Do vollends auf die erzeugte Atmosphäre einzulassen, um nicht das Interesse am phasenweise durch die dominante Soundästhetik mäandernden Songwriting zu verlieren, das im extrem kohärenten Auftreten nicht immer einen lethargischen Faktor abschütteln will und seine Refrains hier und da zu ermüdend wiederholt, sich ein wenig zu austauschbar in der hauseigenen Komfortzone den Bauch pinselt.
Selbst in den schwächeren Phasen ist es jedoch eine absolute Freude zu hören, mit welch einer unaufgeregten Selbstverständlichkeit und Hingebung Prophet durch seine Songs tänzelt, sich zurücklehnt, fistelt und croont; wieviel Soul und Sex er scheinbar ohne Anstrengung in kleine Hits pumpt (etwa das stacksende Ooo Wee Yeah oder Party, das sich mit mechanischem Roboterrefrain nach außen hin herrlich hüftsteif gibt, aber irgendwo zwischen der Super Mario Bros. Super Show und Beverly Hills Cop groovt).
So klingt nur jemand, der niemandem etwas beweisen muss; der seine Leidenschaft nicht als Job, sondern mit der verinnerlichten Lockerheit eines Hobbies angeht und sich mit einem mystischen Legendenstatus im Hintergrund nicht nur derartig grottoge Artworks gönnt, sondern eben auch weiß: Eine Fortsetzung der Karriere muss hiernach nicht automatisch gewährleistet sein.
Für den sehr wahrscheinlichen Fall hat Prophet genug Material in der Hinterhand: „I have tons of music. I’ve been recording every day, and I have stuff that I know will make a good second record. So once we get through Wanna Be Your Man, hopefully we can do a new record as well“.

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