Prince Rama [27.11.2012 Arena Dreiraum, Wien]

von am 29. November 2012 in Featured, Reviews

Prince Rama [27.11.2012 Arena Dreiraum, Wien]
Fotocredits bei den Künstlern: http://www.paw-tracks.com/toptenhitspresspage.html
Prince Rama schafften in 30 Minuten etwas, was andere nie schaffen: die Zuseher tanzten und lächelten. Die Band aus Brooklyn mit ihrem Disco Glam für den Weltuntergang in der Arena Wien.

Es dauerte nur ein bisschen mehr als eine halbe Stunde, aber es sollte wohl das Außergewöhnlichste sein, was man dieses Jahr zu sehen bekam. Der Beginn wurde inszeniert mit einem durch-das-Publikum-Schreiten von der in brautkleidähnlichem Taftstoff gehüllten Sängerin, Keyboaderin und Gitarristin Taraka Larson, die mit elendslanger Schleppe durch die zur Seite weichenden gezählten 25 Zuseher im kleinen Arena „Dreiraum“ schritt und Mantren flüsterte, dann machte sie kehrt und kletterte auf die Bühne und an die Synths. Ihre Schwester und Bandkollegin Nimai Larson werkte stehend am Schlagzeug mit Barbie-Puppen-Lächeln im Tie-dye-Shirt. Mit ihnen tourt Christopher Burke, ein schlacksiger junger Mann mit Glitzer-Baseball-Cap, am Bass. Alle drei sind sie dem Animal Collective Umfeld, aus Brooklyn N.Y.C., entsprungen und das sieht man – aber vor allem hört man es. Was die drei fabrizieren lässt sich am besten als Glam-Disco-Performance Art für das 21. Jahrhundert beschreiben.

Die zwei Damen springen dann auch mal zwischen die Zuseher, die wieder zur Seite weichen, um den beiden Platz für ihre Tanz-Choreographie zu bieten. Diese wirkt so zackig und fließend, als wären die beiden auf irgendwelchen zackig und fließend machenden Drogen. Man könnte bemängeln, dass viele Sounds der Show aus der vorbereiteten Konserve kommen. Doch die Instrumente, die live zum Einsatz kommen, werden dafür Elemente einer Darbietung, die an Energie und Lebensfreude mich als Zuseher und unter anderem die erste Reihe nicht nur zum Lachen animierte, sondern auch bewirkte dass es zu Publikums-Ausdruckstänzen kam. Was diese halbe Stunde in meinem Gedächtnis bleiben lässt ist die enorme Tanzbarkeit der Songs – das ist „Ghost Modern Glam“ oder doch „Cosmic Disco“ neu interpretiert, wie es auf der Presseseite der Plattenfirma Paw Tracks heißt.

Gespickt wird dieser charmante Mix mit einem Schuss indischer Bollywood Mucke (die beiden Schwestern wuchsen in einem Ashram auf) und ganz viel cheesy Dilettantismus, der aber zu einer der besten halben Stunden meines Jahres 2012 wurde, am besten vertont und veranschaulicht bei dem Song ‚Those Who Live For Love Will Live Forever‚, zugleich auch der Höhepunkt des aktuellen Albums ‚Top Ten Hits Of The End Of The World‚. Das Album ist aufgebaut wie eine Compilation, jeder Song wird von einer anderen fiktiven Band gespielt, die am Back Cover abgebildet sind. Die Mädels verstehen die Verwandlungskunst und so darf es nicht verwundern, dass Prince Rama Spezis des Animal Collectives sind und soeben mit ihnen auf Tour waren. Man kann anhand dieses Abends sehen was in Brooklyn 400 Menschen anzieht. In Wien aber lockten Prince Rama maximal 25 in die Arena.
Schade, dass es keine Zugabe gibt, da doch das Publikum mehrmals gelobt wurde. Doch Taraka gesteht nach dem Gig: „I’m afraid that I can’t remember any more songs.

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