Pressure Cracks – This is Called Survival
Gemessen an der Gewalt, mit der Jason Butler auch auf der zweiten Pressure Cracks-EP This is Called Survival zu Werke geht, erscheint die unglaubliche Banalität von The Fever 333 noch beschämender.
Die Intention des prominenteren der beiden Quasi-Nachfolgeprojekte von letlive. ist freilich mit seinen peinlichen Revolutions-Lyrics und penetranten (Linkin Park-Recycling-)Refrains freilich eine gänzlich andere, als es Jason Aalon Butler sie mit den Gitarristen Dan Bieranowski und Kevin Fifield, Bassist Ryan Doria und Drummer Bill Galvin initiieren.
Pressure Cracks wollen auch auf den knapp 12 Minuten von This is Called Survival auf persönlicher eingefärbter sozialpolitischer Ebene Druck abbauen, kanalisieren einen knüppeldick auf straighten Krawall gebürsteten Wutabbau zwischen den Fronten des Metalcore und Hardcore Punk, Melodien spielen nur so weit als nötig eine Rolle. Vier Songs steht hier die pure Energie im Vordergrund, ballert fett (und auch zu stark poliert) produzierte Geschwindigkeit zu massiven Breakdowns, die wie manisch von der atemlosen, explosiven Performance Butlers befeuert wird.
Wie schon die selbstbetitelte erste EP 2018 reklamiert das Quintett aus Los Angeles keine Innovationspreise für sich. In einem genau genommen durchaus generischen und nicht unbedingt variablen Destillat drehen Pressure Cracks das Tempo und die Härte allerdings noch ein wenig höher als bisher und wiegen fehlende Originalität endgültig über eine solch dringlichen Power und Leidenschaft auf, dass das zwingende Momentum von This is Called Survival keine Distanz kennt.
Das Songwriting ist dementsprechend pragmatisch und effektiv ausgelegt, gerade eingangs. Like Father Like None gönnt sich ein kurzes Sample, dahinter wird Spannung herbeigeprügelt, Butler und seine Gang verbeißen sich agressiv im metallischen Punkrock, finden Gangshouts, bevor sich hinten raus alles würgend aufbäumt. Ready for You sprintet im selben MO rifforientierter – schade, dass das schiere Volumen der Inszenierung eher plätten will, als auf Feinheiten zu achten oder tatsächliche Kanten und Unkonventionalitäten zu hofieren.
Obwohl Pressure Cracks auch in weiterer Folge nicht gravierend an der Raffinesse ihrer Musik schrauben, läuft This is Called Survival nach der Hälfte seiner Spielzeit allerdings doch auf einem interessanteren Level.
Shhh geht ohne Anlaufzeit sofort an das Eingemachte, setzt aber in der Dynamik mehr Bandbreite und zeigt den Willen zur Walze, reibt sich sogar vage ins chaotisch-dissonante schielend auf – freilich ohne den Bombast der Gangart wirklich in den Dreck zu ziehen.
Und das herrlich hysterische an der Doppelspitze von den kaum zu bändigenden Vocals in Big T Youth funktioniert grandios, ist die Amplitude aus stiernackigem Sticheln, die ihre Abrissbirne immer wieder revidiert. Das macht die Dinge wenn schon nicht unberechenbarer, dann zumindest nicht ganz so sehr auf Schienen angreifend. Der finale Abgang ist dann zudem ein Garant für blutige Kehlen im Pit – und damit aus einer ganz anderen Perspektiv als letlive. agierend näher dran an deren angestammten Durchschlagskraft.
Weswegen nicht nur der geneigte Butler-Fan (sondern auch der Leithammel selber) gut daran täte The Fever 333 zu vergessen – und Pressure Cracks als stärker ausformuliertes Hauptprojekt auf den Fokus des Radars zu manövrieren.
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