Power Trip – Nightmare Logic
Nach dem durchaus vielversprechenden Thrash-Jahr 2016 geben sich die Senkrechtstarter von Power Trip mit ihrem Zweitwerk wie zu erwarten keinerlei Blöße: Nightmare Logic meldet sich als erster Genre-Darling 2017 an.
Das texanische Quintett hat 2013 rund um sein Debüt [amazon_link id=“B00CCEHWK8″ target=“_blank“ ]Manifest Decimation[/amazon_link] massiven Eindruck hinterlassen: Derart zwingend muss man eine Melange aus der muskulösen Tough Guy-Attitüde des Hardcore und rasend schnell randalierendem Thrash eben erst einmal anrühren. Keine Frage: Power Trip hatten die Tugenden von [amazon_link id=“B01DZIBDBS“ target=“_blank“ ]Kill ‚Em All[/amazon_link] von vornherein ebenso verinnerlicht, wie die Essenz von Idolen ala Leeway, Nuclear Assault, Exodus oder auch den jungen Prong und Pro Pain.
Genau in dieser infektiösen Schnittmenge setzen Power Trip nun auch den Nachfolger Nightmare Logic an, betreiben dabei aber ganzheitlich eine ziemlich imposante Optimierungsarbeit, indem sie die Vorzüge und beiden stilistischen Pole des Debüts mittlerweile noch unmittelbarer zusammenbringen: Man ist in der bearbeiteten Nische merklich noch ein Stück weiter aus den Schatten der Vorbilder gewachsen. Power Trip hofieren die (immer noch allgegenwärtigen) Slayer-Referenzen insofern mittlerweile ebenso selbstverständlich und homogen im eigenen, gröbstens auf die Zwölf gehenden Sound, wie die relativierten Cro-Mags-Nackenbrecher-Momente – die eigene Handschrift wurde hinter den nunmehr nahtlos assimilierten Schweißnähten geschärft.
Nightmare Logic macht also, was bereits Manifest Decimation konnte – mit traditionsbewusster Crossover-Mentalität wie ein Dampfhammer Aggression abbauen – nur noch besser. In nahezu allen Belangen. Die Produktion ist absolut packend, kraftvoll, unerbittlich – aber nunmehr eben auch akzentuierter. Nicht zwangsläufig sauberer: Alles hier ist ungeschliffen, brutal und extrem dringlich, Nightmare Logic nimmt keine Gefangenen, sondern brettert ohne Reibungsverlust zwischen den eng zusammengestellten Stühlen. Kein Wunder – Sumerlands-Antreiber und Metal-Klangmeister Arthur Rizk bürgt mittlerweile ungehört für Klasse!
Die technische Performance nimmt in dieser Inszenierung von den energischen Vocals von Brüllwürfel Riley Gale über die knackig befeuerte Rhythmusabteilung bis zu den so prägnant arbeitenden, simplizistisch auftrumpfenden Gitarren mit schwindelerregender Kompromisslosigkeit im Sturm. Kein Element an Nightmare Logic muss dafür effekthaschend in Szene gesetzt sein. Jedes Element greift natürlich in das Nächste, alles zündet effektiv und ökonomisch, bleibt aber gedankenvoll. Wo die Band insofern keine Scheu kennt brutal derb aufzutreten, auch einmal brachial auf den Tisch zu hauen und bedingungslos wüten, umschifft der zelebrierte Spielwitz dabei doch mit feinen Nuancen jeden Ansatz von plumper Eindimensionalität. Immer wieder verführen da ungeschönte Melodien und erhabene Gitarrenexkursionen, eine verbrüdernde Eingängigkeit rockt zweckmäßig über verbrannter Erde. Power Trip prügeln mit gnadenloser Wirkungskraft, ja – stumpf wird Nightmare Logic allerdings dennoch zu keinem Zeitpunkt.
Was nicht zuletzt am bedingungslos abliefernden (ebenfalls das nächste Level in der Bandgeschichte erwzwingende, weil kompakter als bisher die Schrauben ansetzenden) Songwriting liegt. Soul Sacrifice kämpft sich etwa gleich zu Beginn über ein verrauschtes Synthie-Intro in ein verammt tight riffendes [amazon_link id=“B00BZOD4Y4″ target=“_blank“ ]Reign in Blood[/amazon_link]-Midtempo-Spektakel, in dem die Band spät aber doch mit explodierenden Hooks aufs Gaspedal steigt, und die Soli heulen lässt, bis Kerry King die Tränen kommen.
Executioner’s Tax (Swing of the Axe) übernimmt unmittelbar als potentieller Hit, catchy und fauchend, und ist wie alles an Nightmare Logic vor allem so dermaßen auf den Punkt gespielt, dass man Kollegen wie Iron Reagan ganz trocken den Wind aus den Segeln kickt. Immer wieder stürzen sich da auch in weiterer Folge unumstößliche Gang-Shouts in den fast schon Sepultura-tauglichen Groove – ein tollwütiger Sprinter wie Firing Squad lässt sich da kaum bändigen, schlägt aber ein paar Haken in Sachen Tempo und Moshqualität, dass einem die Spucke wegbleibt.
Wo der Titelsong dann andeutet funkeln zu können, nur um doch lieber immer detailierter die Zügel eng ziehend durch den Dreck zu brettern, oder Ruination mit hinausgezögerter Spannungsexplosionen detoniert, halten zudem kleine Verschnaufpausen bei der Stange: Waiting Around To Die gönnt sich vor dem obligatorischen Höllenritt ein finsteres Synthie-Wave-Intermezzo, If Not Us Then Who verdichtet sein Geshredder derart atemlos, dass selbst Power Trip nur der (etwas zu einfache) Weg in ambiente Dunstkreise bleibt.
Effektivität kommt da letztendlich dennoch stets vor weitläufigen Ausschmückungen. Und auch vor tatsächlich Originalität, schon klar – die eklektische Rechnung geht jedoch auch gerade dadurch zumeist furios auf. Mit dem Blick auf das gute Vorjahr gerichtet ist Nightmare Logic sicher nicht so megalomanisch genial wie Terminal Redux von Vektor oder mit seiner Bulligkeit wohl auch nicht so konsenstauglich auf Revival-Bespaßung gebürstet wie die heimtückischen Bestien von Oozing Wound.
Spätestens dann, wenn das abschließende Crucifixation den Thrash-Strudel allerdings immer wieder aufs Neue so berauschend mühelos neu befeuert (und Spoiler: etwas zu symptomatisch vor der Abzweigung zum hymnisch Ausufernden den Stecker zieht um am Boden der Tatsachen zu bleiben) ist die Kombo aus Texas doch endgültig in der Nähe der Speerspitze des Genres angekommen. Dabei haben Power Trip gefühltermaßen noch nicht einmal das Maximum ihrer Leistungsgrenzen erreicht, lassen insofern auch noch die restlos überwältigenden Szenen vermissen, besinnen sich zwischen den Fronten aber derart mitreißend auf das Wesentliche, schärfen ihren Fokus und entfesseln über 34 giftig galoppierende Minuten ein Gemetzel, das vor allem durch seinen kurzweilen Unterhaltungswert begeistert und den Pit gleichermaßen anrührt, wie es die Matten kreisen lässt. Das süchtig machende Nightmare Logic destilliert eine schier unbändige referenzlastige Freude daran, hemmungslos angepisst zu sein. Wieder so eine Platte, die den Metal herrlich feiert.
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aL - 22. März 2017
Album wird von Durchgang zu Durchgang besser. Sepultura meets Cromags! I like <3