Post Malone – F-1 Trillion
Jeder mag Post Malone, auch im Country-Business. Das macht aus F-1 Trillion zwar nicht automatisch gutes Album – aber ein besseres, als man es angesichts der nur vermeintlich anbiedernden Umstände und bisherigen Diskografie von Austin Post erwarten konnte.
Freilich verwehrt sich Post Malone gegen den Vorwurf, mit einem Country-Album als Trittbrettfahrer nur auf einen Trend aufzuspringen. Und wo marktwirtschaftliche Überlegungen bei der Entstehung sicher nicht vollends ausgeklammert wurden, kann man die Vorliebe des 29 jährige für das Genre tatsächlich schon lange beobachten: Der Texaner hat aus seiner Bewunderung für kredibile Szene-Vertreter wie Colter Wall oder Tyler Childers nie einen Hehl gemacht, dazu auch schon mit der Band von Dwight Yoakam gespielt, oder Sturgill Simpson erst gecovert und dann als Kumpel gewonnen.
Ohne nun gleich von einer tragenden Authentizität oder Traditionalismus sprechen zu wollen, kann man F-1 Trillion definitiv zugute halten, dass man der Platte anhört, wie viel ungezwungenden Spaß Post Malone am lockeren Ausleben seiner Country-Ambitionen hat, und dass er unbeschwert wohl eine gute Zeit beim Abhängen mit einigen der größten Namen der Szene gehabt haben zu scheint – auch, wenn viele Kooperationen kein organisches Flair erzeugen, sondern wie im Autopilot in digitalen Konferenzen mit Autotune-Kleister zusammengebastelte Stücke klingen, während der beinahe unablässige Feature-Reigen der regulären Version das Album wegen dieser Kollaborations-Freude ein gutes Stück weit in die austauschbare Straßenmitte rückt. (Weswegen sich mit der ohne Features auskommenden Long Bed-Version auch ein spannenderes Album aus der Gesamtmasse von 88 Minuten selektieren hätte lassen).
Ja, der moderne Country Pop von F-1 Trillion mag weitestgehend wie ein harmloses 08/15-Produkt im formatradiofreundlichen Windschatten von Twisters angelegt sein, doch ist das Album in diesem Sinne absolut kompetent: Über beinahe die komplette Spielzeit ist das angenehm barrierefrei zu hören und im besten Sinne gefällig, zumal die (so oder so) überlange Tracklist ohne markante Rohrkrepierer, leere Meter oder qualitative Untiefen auskommt – was angesichts der subjektiv nicht immer geschmackvollen Gästeliste durchaus eine Leistung ist. Nur Losers mit Jelly Roll ist aufgrund seines plakativ repetierten Refrains unpackbar nervig ausgefallen.
Dem gegenüber stehen ein paar relative Highlights wie beispielsweise das schön balladeske Nosedive (mit Lainey Wilson), das gefühlvoll reduzierte Never Love You Again (mit Sierra Ferrell) und das flotte M-E-X-I-C-O (mit Billy Strings), die aus dem homogenen, manchmal redundanten Fluß aufzeigen. Das Zusammenspiel mit Experten wie Luke Combs oder Chris Stapleton passt jedenfalls einfach.
Gerade wenn Postie (dessen Stimme im Kontext überraschend überzeugend funktioniert) dabei seinem hier und da zu hartnäckigen Nashville-Drang beseite schiebt und den Pop im Songwriting dominieren lässt, ist F-1 Trillion ohnedies ein guter Soundtrack für den entspannten Feierarbend im milden Sonnenschein. Tut niemandem weh, unterhält unaufdringlich. Nummern wie das poppige I Had Some Help (mit Morgan Wallen) oder Pour Me a Drink (mit Blake Shelton) gehen sommerlich und catchy nach Schem-F gestrickt nonchalant ins Ohr, sind handwerklich solide und mit einem Händchen für angenehm nebenbei laufende Melodien gestrickt. Alles so viel solider und gekonnter, als man vorab befürchten musste.
Nur die damit einhergehende, jenseits aller Country-Tugenden von den üblichen Spießgesellen Louis Bell und Charlie Handsome unpasend auf Hochglanz geliftete, banale Plastik-Produktion mit ihrem seltsam steril alle Natürlichkeit zerstörenden Mix ist phasenweise wirklich grotesk grausam geraten und raubt der Substanz einen Gutteil des Charismas. Ausgerechnet das solide Dolly Parton-Gastspiel Have the Heart ist insofern ein Mahnmal für das Grauen moderner Inszenierungen, wenn korrigierende Effekte jeden Hauch von Seele glattbiegen.
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