Portugal. The Man – Oregon City Sessions
Was waren das für Zeiten: Ein bisschen sadistisch ist es ja schon von Portugal. The Man, den knapp dreizehn Jahre alten Live-im-Studio-Mitschnitt Oreg
Immerhin werden hier über eineinhalb Stunden Spielzeit unmittelbar Erinnerungen daran wach, was das doch mal für eine überragende (Live-)Band war. Im Dezember 2008 war die Welt (für Portugal. The Man im Speziellen – und die Welt im Allgemeinen natürlich auch) noch eine andere: Drei Alben hatte die Gruppe aus Alaska in knapp ebenso vielen Jahren veröffentlicht, auf denen vom androgynen Prog über den Psychdelic Pop bis hin zum 70s-Rock einfach alles möglich war, und die Grenzen dieser Uferlosigkeit entlang einer schier unstillbar scheinenden Tour-Sucht noch weiter verschoben wurden. Die Indie-Fans lagen der Band zu Füßen, der Mainstream war in Form etwaiger Millionenseller noch in weiter Ferne.
Diesen Zeitpunkt dokumentiert nun also Oregon City Sessions: In einem Rutsch und ohne Overdubs oder Korrekturen mit Graham Agcaolli und Engineer-Mixer Jacob Portrait in Portland aufgenommen, konzentriert sich die Band bis auf den EP-Ausreißer The Devil vordergründig auf Material von Waiter: “You Vultures!“ (2006), Church Mouth (2007) und Censored Colors von 2008 – dazu kommen noch Ausbrüche wie der loungige Soul-Exzess der abschließenden Beatles-Verneigung Helter Skelter (ein knapp zwölfminütiger Rausch im Verbund mit Tommy nach dem Medley Marching With 6 / Elephants / Sit Back and Dream) oder die angedeuteten Nuancen von So Fresh So Clean am Ende von Bellies Are Full.
Mag es so zwar auch den einen oder anderen Schönheitsfehler geben (der Sound macht hier und da ein paar Macken; im Opener Church Mouth fehlt erst noch der nötige Druck und Punch, dafür gibt es eine Assimilation von One; der Refrain von My Mind gerät zu behäbig und müde, doch spätestens über die Reggae-Tendenzen und ein verstecktes How The Leopard Got its Spots versöhnt das Amalgam) bleibt es ein Mysterium, warum diese eineinhalb Stunden Spielfreude – der exzessive Jam von Horse Warming Party begegnet etwa The Mars Volta auf Augenhöhe, New Orleans bricht seine Strukturen mit der Ziehharmonika auf, Hits wie Lay Me Back Down geben sich die Klinke in die Hand – bisher ausgespart wurden. Vielleicht ja, weil die Band nur wenige Wochen später bereits wieder im Studio war, um The Satanic Satanist aufzunehmen und das atemlose Wesen von Portugal. The Man für die rückblickende Standortrelativierung der Oregon City Sessions einfach keine Zeit ließ. Heute darf man da durchaus wehmütig und nostalgisch werden.
Kommentieren