Polkov – Polkov
Sechs MusikantInnen ziehen mit dem Britpop im Hinterkopf, einem unaufgeregten Händchen für geschmeidigen Folkrock und dem verträumtem Blick auf die richtigen Vorbilder durch die weite Landschaft Amerikas. Dort finden sie 11 aus der Zeit gefallene Ohrwürmer voller nostalgischer Sommerwärme.
Womit sich ‚Polkov‚ stilistisch zu eigentlich zu keinem Zeitpunkt an der Mur verankern ließe. Das selbstbetitelte Debüt des Grazer Allstarkollektivs (kann man so bezeichnen, wenn die Reputation der Beteiligten über so illustre Namen wie Farewell Dear Ghost, Marta oder Stereoface hinaus geht) erinnert viel eher immer wieder an die Vorzüge der Beatles, an The Verve und in seiner entspannten, orgelschwangeren Americana-Verliebtheit an Jeff Tweedy und Wilco (vor allem wenn die allgegenwärtige Pedal Steel von Jon Graboff durch das Geschehen gleitet, allen voran im sehnsüchtigen ‚Caterwaul‚) oder Jonathan Wilson, im groovenden ‚Pauls 316th Dream‚ sogar an eine unarrogant-bescheidene Übersetzung der Gallagher-Brüder in die mutmaßliche Unbeschwertheit von The Coral, während alleine ‚Reverie‚ eine so friedfertige, unschuldige Romantik zwischen den 60ern und 70ern ausstrahlt, wie man das vielleicht seit dem Debüt der Magic Numbers nicht mehr derart unbeschwert zelebriert erleben durfte.
In ein reines Zitateraten gleitet ‚Polkov‚ bei all den Orientierungspunkten dabei allerdings nie ab. Dafür hat die Band einfach zuviel Gespür und zu weitreichende Interessen, ohnedies ein zu facettenreiches Spektrum für ihr freiheitsliebendes Klangamalgam abgesteckt: Referenzen sind hier vielmehr vage Erinnerungen als klare Anlehnungen, jede Annäherung an etwaige Helden geschieht zudem hinter dem bandeigenen Verständnis für Melodien, das sich mal beschwingt-melancholisch, mal nonchalant-strahlend ausbreitet. Wie ein bunter Wachtraum, der reich instrumentiert (aber luftig zubereitet) liebevoll dahingleitet, eine immanente Zuneigung ausstrahlt: gleich die eröffnende (Hit!-)Single ‚Kamaro’s Song‚ fühlt sich dabei vom ersten Moment derart vertraut an, als würde man einem lieb gewonnenen, aber aus den Augen verlorenen alten Freund wieder in die Arme schließen können – ‚Polkov‚ strotzt in weiterer Folge vor diesen unaufdringlich glänzenden Momenten, die sich in ihren stärksten Augenblicken wie ein beruhigendes Nachhausekommen anfühlen.
Justament wenn sich die Platte über seine betörende Eingangsphase beinahe zu friedlich und versöhnlich in die Gehörgänge zu schleichen scheint, beginnt das Sextett seinen Songs zudem gewichtige kleine Tricks und Kniffe beizubringen, die die Gesamtdynamik immer wieder aufs neue ankurbeln: etwa, wenn ‚Hermione‚ mit großer Geste und erhabenen Streichern (aber ohne Pathos) in die Breite geht, Richard Ashcroft als Stammpatron im Geiste über sich schweben hat, nur um im grandiosen Abgang zu zeigen, wie das Leben von Hamilton Leithauser nach The Walkmen auch aussehen hätte können. ‚Promised Land‚ zitiert dagegen die Bläsersektion von Calexico durch das weit offene Panorama, während ‚Strangers‚ im seiner ganz sachte entrückten Stimmung mit der Psychedelik von Kula Shaker liebäugelt und einmal mehr die schöne Bandbreite von Sänger und Bandvorstand Laurenz Jandl aufzeigt, nur um dann in einer kratzbürstigen Bläserkarambolage zu implodieren. Und wie angenehm ist es alleine, dass, wenn die Band wie im glimmernden ‚Lights‚ „Folk“ sagt, nicht dem Zeitgeist folgend automatisch die unsäglichen Mumford & Sons meint, sondern tatsächlich Bob Dylan und Ryan Adams?
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