Polar Bear Club – Death Chorus
‚Death Chorus‚ ist mit fettem major-Deal wahrhaftig das markante Album der großen Umbrüche für die Band aus Syracuse. Bedauerlicherweise nicht unbedingt zum besseren: der Polar Bear Club ist unvermutet in der Mittelmäßigkeit im Poppunk gelandet.
Ein ziemlicher Schock war das, als der Album-Herold ‚Upstate Mosquito‚ nicht wenige Fans der kratzbürstigen Post-Hardcore/Punkrocker vor den Kopf stieß, regelrecht ungläubig zurück ließ: ist das noch die selbe Band, die zwischen 2008 und 2011 über drei fabelhaft austeilende Alben hinweg absolut stilsichere Qualitäts-Konstanz bewiesen hatte, was hemdsärmelige kleine Hymnen mit ordentlicher Elbogentechnik anging, hier aber ihre Melodien plötzlich geradezu zahnlos in die Auslage drängen? Vor allem aber: wer zum Teufel singt da?
Mittlerweile ist klar: das ist nach wie vor Jimmy Stadt – nur klingt dieser eben nicht mehr nach Jimmy Stadt, seine Stimmbänder scheinen sich vollends grunderneuert zu haben. Das kehlige, kratzende ist verschwunden, seine Intonation ist heller, klarer, stromlinienförmiger, konventioneller und damit natürlich auch weniger markant (um nicht zu sagen: beliebig).
Stadt selbst beeilte sich in einem ausführlichen Statement klarzustellen dass der Wechsel des Gesangsstils keine bewusste Entscheidung war – und schon gar kein Zugeständnis an den Major Vertrag bei Rise Records – sondern unerklärliche anatomische Umstände, die es Stadt schlichtweg nicht möglich machten sie Gesangsspuren derart aufzunehmen, wie es angedacht war, wie man es seitens des Polar Bear Club zum Trademark erhoben hatte.
‚Death Chorus‚ stellt nun aber in Gänze ohnedies die Frage, inwiefern sich die 10 komponierten Songs noch mit der eckigen, „alten“ Version Stadt’s vertragen hätten, markiert Album Nummer Vier doch auch musikalisch eineige gravierende Änderungen.
Die (wieder einmal) runderneuerten Polar Bear Club (außer den beiden Lenkern Jimmy Stadt und Chris Browne hat das Besetzungskarusell seit ‚Clash Battle Guilt Pride‚ alle restlichen Mitglieder des Quintetts von Bord gewirbelt, mit Tyler Smith (Bass), Patrick Benson (Gitarre) und Steve Port (Drums) steht praktisch eine vollkommen neue Mannschaft am Start) Band spielt ihren Punkrock weg vom eigenständigen Post-Hardcore-Ansatz klar hin zum zugänglichen aber austauschbaren Poppunk, stellt das untrügliche Händchen für catchy Melodien ins Scheinwerferlicht, spart an Rohheit und Härte zugunsten unverbindlich eingängiger Singalongs und weichgespült knackige Ohrwürmer. In seinen besten Momenten mutiert das refrainfixierte ‚Death Chorus‚ so zu einer infektiösen Hitschleuder (siehe etwa ‚For Show‚ oder ‚Upstate Mosquito‚), dümpelt daneben aber über weite Strecken nur als nette Genre-Hintergrundbeschallung ohne Wiedererkennungswert (etwa: ‚WLWYCD‚) dahin. Nett ist das alles natürlich, aber eben vor allem auch so verdammt mittelmäßig.
Vollkommen aus dem Rahmen fällt dann noch die bodenlos cheesy daherkommende Ballade ‚Siouxsie Jeanne‚ als ekelhafter Albummittelpunkt: schleimig und vor Schmalz nur triefend sind das zweieinhalb Minuten in denen man sich tatsächlich für Polar Bear Club schämen muss, die an aller Tranigkeit hoffentlich nicht die zu zukünftige Ausrichtung der Band vorwegnehmen. Mag die Hinwendung zur Versöhnlichkeit einer Band mit einem solch immanenten Meldoieverständnis wie es Stadt und Co. inne haben auch grundsätzlich gut stehen – der Polar Bear Club ist hier einfach ein bisschen zu sehr in der Straßenmitte unterwegs, man erkennt die Kombo plötzlich kaum noch aus der Masse heraus. Eine Band am Scheidepunkt also: gleichzeitig wächst die Neuausrichtung ‚Death Chorus‚ langsam (oder hört man es sich nur wegen des Bandnamens am Cover schön?), wie generell aber alle Zeichen darauf stehen, dass die Dinge in Zukunft ziemlich langweilig und medioker werden dürften.
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