Placebo – Shout
Eine ziemlich redundante (rein digital veröffentlichte) Single im Windschatten von Never Let Me Go: Placebo spielen den Tears for Fears-Klassiker Shout relativ inspirationsbefreit als Malen-Nach-Zahlen-Standard nach.
Die Existenz dieser Coverversion ist alleine aus einem markwirktschaflich kalkulierten Perspektive ja nachvollziehbar: Der zweite Teil der laufenden Tour steht für Brian Molko und Stefan Olsdal unmittelbar bevor, wofür ein wenig Publicity nicht schaden kann – und daher die Resonanz auf die eigene 19 Jahre alte Kate Bush-Verneigung Running Up That Hill im Zuge des nervenden Stranger Things-Hypes gefühlt größer war, als auf die Auskoppelungen des wirklich tollen Comeback-Werks Never Let Me Go, sollte eine weitere 80er-Interpretation der 80er-erprobten Placebo ja eigentlich als Selbstläufer durchgehen, oder?
Wie schon die Crux mit Teal nach Afrika ist das Ergebnis allerdings bestenfalls ambivalent, von einer etwaigen Notwendigkeit ganz zu schweigen. Der Welthit vom 1984er Album Songs From The Big Chair behält sich aus der Perspektive von Placebo jedenfalls den Industrial-Beat des Originals praktisch ansatzlos übernommen bei und wirkt deswegen wie eine grundlegende Imitation, wobei die Synthies die kalte, aufbegehrende Note von Tears for Fears gegen eine bittersüß melodisch wogende Gangart tauschen, was die (immer noch politisch motivierte, aber auch nostalgisch verwaschene) Interpretation seltsam dünn und blutleer anmuten lässt.
Dazu kommt, dass Olsdal weite Strecken des Gesangs übernimmt und mit seiner durchaus schönen, hellen, aber auch austauschbaren Stimme subjektiv viel zu weich für die markant bleiben wollende Nachdrücklichkeit der im Wave mäandernden Nummer agiert. Auch der ansonsten als heroische Kampfansage erbenede Chorus bekommt hier nun die Intensität eines nebensächlichen Singalongs, während die gitarrenwandernde Bridge nun vor dem knisternden Rauschen der Elektronik solide liefert.
So verhebt sich das Duo, das Coversongs ja an sich kann, gleichermaßen zu nahe am Original mit einem unausgegorenen Hybrid aus flachbrüstiger Kopie und einer individuellen Flüchtigkeit. Der gravierendste Vorwurf ist deswegen auch, dass die ursprüngliche Version von Shout auch heute noch mehr überlebensgroße Relevanz ausstrahlt, als diese nicht per se schlechte, aber eben keinerlei Reiz entwickelnde Darbietung.
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