Pixies – EP3
Gemäßigter und beinahe altersmilde: Der dritte und letzte Teil der (im Nachhinein leider vollkommen obsolet gewordenen) Comeback-EP-Reihe kann das Niveau der beiden Vorgänger nicht vollends halten.
Das liegt auch ein wenig an ‚Bagboy‚, dem Song mit dem gefakten Kim Deal Finale. Letztendlich ist es erst der hochinfektiöse Refrain, der die Prä-‚EP-1‚-Single (also ernsthaft was hat der Song hierauf nochmal zu suchen?) davor rettet nach merkwürdigen Dub/Rap-Beginn zu einer bemüht altersfitt aufzeigenden Nummer zu werden, da das Ruder doch noch souverän in Richtung Hit herumgerissen wird. Tatsächlich zeigt ‚Bagboy‚ mit seiner gewöhnungsbedürftigen Herangehensweise aber auch mehr markante Eigenwilligkeit und zupackende Direktheit als die restlichen drei Songs, in denen die Pixies geradezu genüsslich mit der weitläufigen Meinung flirten, es sich nun allzu uninspiriert im handzahmen Mainstream-Rock gemütlich gemacht zu haben.
‚Silver Snail‚ ist als stärkster Song der EP, die Annäherung der Pixies an einen von den Appalachen gerufene Hymne, die aber hinter ihren Möglichkeiten bleibt, weil sich die Band lieber unaufdringlich und melodieverliebt zurücklehnt, als das Potential in den Extremen auszuschöpfen. Angenehm zu hören ist auch ‚Ring the Bells‚, ein freundlich die fistelnde Versöhnlichkeit gebender Singalong ohne die vielleicht nötigen Kanten, aber mit einem Black Francis in schwindelerregend verträumten Falsettregionen und einem Joey Santiago, der seine Gitarre so glimmernd jubilieren lässt wie selten: der R.E.M.-Vergleich passt, hier mehr noch als sonst.
Etwas kraftvoller der Schlusspunkt ‚Jaime Bravo‚ mit seinem proklamatischen Abschiedstexten („Goodbye, and goodnight„) und Surfschulen- und strandtauglichen Harmonien – ein guter, direkter Poprocksong dem die ganz große nostalgische Geste nicht gelingen will. Auf den ersten Blick ist ‚EP3‚ in Summe damit vor allem eine geradezu irritierend optimistische Angelegenheit geworden, die es sich immer ein bisschen zu nett und ein Quäntchen zu lang ausformuliert in der Mitte der Straße positioniert hat. Ohne den krachigen Pionierdrang ihres ersten Lebens wiedererwecken zu wollen gelingt jedoch auch dem dritten Quartett der Schritt zum konventionelleren Ohrwurm mit Hinterrücks zündenden Widerhaken: was oberflächlich plätschert, setzt sich unmerklich wachsend überraschend hartnäckig und suchterweckend in den Gehörgängen fest.
Die Pixies sind eben älter geworden und rocken gesetzter. Mögen andere das auch inzwischen spannender hinbekommen – ihr Händchen für feine Songs und Melodien hat die Alternative-Legende nicht verloren. Dafür aber ihr Gespür für stilvolle Veröffentlichungspraktiken – ‚Indie Cindy‚ trübt die Freude über drei tolle Comeback-EPs doch ein wenig.
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