Pissed Jeans – Honeys
Warum einfach, wenn man sich auch hundsgemein versperren kann – fragen Pissed Jeans auf ihrem ersten Album nach vier Jahre Pause. Süßlich klingt auf der rohen Giftspritze ‚Honeys‚ jedenfalls kein Millimeter.
Vielmehr grätschen die Randalierer aus Allentown von Anfang an in den Hörgenuss und Albumfluss. Wo mit ‚Bathroom Laughter‚ unmittelbar eröffnend die bitterböse Alternative zu aktuellen Noiserock-Kollegen wie den in ihrer Hartnäckigkeit vergleichsweise eleganten Harmful Melodieansätze gnadenlos mit Füßen tritt, hackt der ‚Chain Worker‚ darauf als widerwärtiges Monstrum aus SloMo-Bass und ätzend in den Song spukenden Drums gleich wieder jedes aufgebaute Tempo aus ‚Honeys‚; Frontman Matt Kosloff alias Matt Korvette giftet mit brennendem Mikro aus seiner hallenden, walzenden Lärmhölle. Das folgende ‚Romanticize Me‚ verschmilzt den Punk- und Hardcorespirit der Band jedoch erst wieder genüsslich mit der nihilistischen Wut der Anfangstage des Grunge. Wobei: mehr Nirvana als in ‚Health Plan‚ geht selbst für Pissed Jeans kaum.
Leicht machen es die wieder auf Sub Pop wütenden Amerikaner auch nach der vermeintlichen Auszeit nach wie vor niemandem. Korvette und seine Mannen rotzen sich als treffsichere Epigonen durch die Geschichte des Noiserock, bauen mit kranken Gitarren und scheppernden Drums unfreundliche Götzen für The Jesus Lizard, McLusky und generell alles, wo Steve Albini gelistet wurde, agieren dabei noch rüpelhafter als junge Kollegen wie Metz aber weniger interessiert an großen Melodien als Future of The Left. Solch grandiose Momente wie das schleppende ‚Male Gaze‚ bekommen aber auch diese zeitgenössischen Vorreiter der Genres schwerlich hin – wie Korvette sich die Stimmbänder im um ihn wütenden Chaos und Rausch so hemmungslos blutig brüllt: „I’m not innocent!/ I’m Guilty!/…but I’m sorry.„.
Zwischen Lobpreisungen für Mikrowellen und dem Wunsch nach den Gnadenschuss rüpelt sich das Quartett dabei durch alle Facetten ihres Tribut-zuges: ‚Cathouse‚ ist die Pissed Jeans-Version von schnellem Punkrock, ‚Vain in Costume‚ schielt mit seinem eingängigen Riff Richtung Hardrock, ist aber natürlich viel zu fies dafür.In ‚Cafeteria Food‚ Schrauben Pissed Jeans das Tempo bis zur morbiden Rock-Geisterbahn von The Cramps zurück, die Gitarren von ‚Loubs‚ hängen knapp über dem Boden des Stoner, so könnten die Queens of The Stone Age aber nur mit Nick Oliveri klingen. Was das enervierende Feedback-Geschrammelt von ‚Something About Mrs. Johnson‚ dazwischen sucht, bleibt dramaturgisch nachvollziehbar jedoch spannungstechnisch ungeklärt – aber wo gehobelt wird, fallen nun einmal Späne.
Doch unterstützen die knapp 80 Sekunden Intermezzo den Eindruck, dass Pissed Jeans auf ‚Honeys‚ abermals weniger dem flüchtigen Wunsch hinterherjagen, einen Albummonolithen und bestenfalls Genreklassiker zu kreieren (manch einer mag ätzen, sie könnten dies auch schlicht nicht…), als bloß ihrer Verehrung für sie beeinflussenden Bands ein so adäquates wie vielfältiges Ventil zu verschaffen. Natürlich klingen Korvette und Co. dabei nicht selten nach allen anderen, bevor sie nach Pissed Jeans klingen. Schlimm ist das aber erstaunlicherweise und erwartungsgemäß wieder einmal absolut nicht – borgt sich der manische Schreihals Korvette seine Inspirationen eben stimmungsvoll und geschickt genug aus, deutet dazu sein Händchen für Genrehits immer wieder an, bevor er sie doch verwehrt. An der Speerspitze des lärmenden Rock sollen sich deswegen ruhig andere profilieren – Pissed Jeans feiern einstweilen ihre schweinische Partie hemmungslos im Mittelfeld weiter und unterhalten damit prächtig.
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