Phantom Planet – Devastator

von am 16. Juli 2020 in Album

Phantom Planet – Devastator

Die Freude am Krach der beiden Vorgänger ist beinahe verschwunden, der Pop deswegen aber nicht wieder auf eine klare Linie gebracht worden. Trotzdem: Die Rückkehr von Phantom Planet mit Devastator ist nicht nur aufgrund nostalgischer Sympathiepunkte eine nette Sache.

Die Anzahl jener, die sich in den vergangenen 12 Jahren unbedingt nach einer Rückkehr von Phantom Planet gesehnt haben dürften, wird freilich überschaubar sein: Zwar hatten alle vier offiziellen Alben der Band aus Kalifornien ihre jeweiligen Qualitäten und scheiterten (wenn überhaupt) primär daran, dass ihnen eine Instant-Hitschleuder wie The Guest eben nur einmal gelang, doch wollten nicht alle den nach O.C. California eingeschlagenen Weg zu etwas mehr Krawall goutieren – geschweige denn etwaigen Phantom Planet-Erbverwalter-Projekten nach dem (vorläufigen) Schlussstrich 2008 Interesse schenken, bevor die im vergangenen Jahr abgeschlossene Reunion auch dafür genutzt wurde, um Demos weiterzuverarbeiten, die bereits eine gute Dekade auf dem Buckel hatten.
Vor diesem ambivalenten Hintergrund fällt es freilich nicht schwer zu orakeln, dass Devastator weitestgehend unter dem Radar der allgemeinen Aufmerksamkeit hindurchsegeln wird. Dabei inszenieren Phantom Planet ihre Rückkehr (wenn auch gefühltermaßen eher als unorganisch begonnenes Alex Greenwald-Ausgangsprodukt, das die restliche Band erst nach und nach auszuschmücken begann) ihre Rückkehr verdammt okay und durchaus einnehmend.

Das motorisch programmierte BALISONG adaptiert den Sound der Strokes um First Impressions of Earth zu einem hinterrücks entwaffnenden Ohrwurm, während es sich die polternde Schmissigkeit Party Animal mit seinem etwas prollig und stumpf stampfenden Mitgröhl-Refrain in bester Fratellis-Manier doch zu einfach macht und der tropicale Singalong Only One als Sommer-Playlist-Pflichtprogramm seinen Titel dann doch weit, weit über Gebühr repetiert. Alles Licht wirft hier wirft eben auch einen markanten Schatten – nichtsdestotrotz gelingt gerade der Einstieg enorm unterhaltsam.
Leave A Little Light On pulsiert einnehmend und sehnsüchtig, kann im bratzenderen Chorus seine Versprechen aber nicht einlösen und verpufft trotz Beach Boys-Anleihe zu inkonsequent. Time Moves On funkelt über seinem Drumcomputerbeat als assoziativer Eklektizismus unspektakulär gut in die 80er, Through The Trees lauert dagegen auf Radiohead und Queen, begnügt sich letztlich aber mit Muse, wenn sich der Gesang zur Decke streckt und die Spannung aufkocht, aber einfach nicht in Gang kommt. Das lange ausgebackene Torture Me pflegt nostalgisch einen liebenswerten Minimalismus und lässt die Zügel irgendwann sorglos aus dem Studio schweifen, Dear Dead End ist ein charmantes Geplänkel ohne Konsequenz und Waiting For The Lights To Change eine dösende Elektropop-Ballade für funky Discos ohne Tanzflächen unter freien Sternenmeeren, die sinnbildlich für eine im Verlauf der Platte immer deutlicher anwachsende Sehnsucht nach der Vergangenheit steht.

Spätestens hier, anhand dieser potenziellen Hymne, die doch irgendwo lieber mit der Egalität klarkommt, zeigt Devastator jedoch auch, dass Phantom Planet einfach zu viel Potenzial unverbindlich brach liegen lassen, zu wohlwollend mit der Gefälligkeit verfahren, die weder die Instant-Hittauglichkeit von The Guest hat, noch das kantigere Auftreten der Zeit danach.
Weswegen gerade dem Finale auch leider ein klein wenig die Luft ausgeht. Die schöne Klaviernummer Gold Body Spray hat keine starken Melodien, dafür aber subtilen Streicherkitsch, und ROTK rumpelt als Roadhouse-Americana mit staubiger Routine und ohne wirklichen Western-Klimax.
Und dennoch: Devastator ist selbst hier trotz seiner allgegenwärtigen Unausgegorenheit stets viel eher eine positiv Überraschung, als eine frustrierende Konzeption. Man kann von dieser Rückkehr zwar kaum begeistert sein, freuen tut man sich trotzdem über sie. Immerhin passiert sie anhand einer frisch auftretenden Platte, die auch ohne Euphorie in angenehmer Unaufgeregtheit überzeugt und keineswegs ausnahmslos auf Nostalgie erbaut ist, sondern Kompetenz – selbst wenn die bisherigen vier Alben der Band dann doch bestechendere Qualitäten besitzen mögen.

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