Petite Noir – The King of Anxiety
Yannick Ilunga, ein 24 jähriger Kapstädter, ist (noch?) kein Innovator des Pop, versteht es aber die Zeichen der Zeit zu deuten und seine eklektischen Songs bei den richtigen Vorbildern abzuschöpfen.
Wobei man es im Fall von ‚Come Inside‚ auch durchaus weniger blumig ausdrücken und auf den Punkt bringen muss: der im Afrobeat stacksende Call-and-Response-Opener dieser Debüt EP ist eine eigentlich fast schon freche 1:1 Übersetzung von ‚Dirty Harry‚ der Gorillaz. Aber eben auch ziemlich stimmungsvoll gemacht, indem er die südafrikanische Komponente unterstreicht.
Genau so funktioniert Petite Noir generell – vor allem hier ab noch besser, weil die nachfolgenden 3 Nummern sich weitaus subtiler bei ihren Anlehnungen geben: irgendwo ruft das immer Erinnerungen wach, die aber eben schlau genug sind so vage zu bleiben, dass die Referenzlastigkeit durchaus als Lob zu verstehen ist.
Die sanft klackernde Elektronik des großartigen ‚Chess‚ macht vieles besser, weil auch weniger offensichtlich als ‚Seeds‚ von TV on the Radio; wie Illungas Stimme zwischen sonorem Dunkelbaritontimbre und beziehungschlussstrichziehenden Falsett streichelt hat im sich ständig verdichtenden, munter in der Rhythmik formwandelnden Song dazu ohnedies verdammt viel von Tunde Adebimpe. Spätestens im Refrain des behutsam in Zeitlupe auf die Tanzfläche marschierenden ‚Shadows‚ überredet Petite Noir seine Stimmbänder dann zur Verneigung vor Kele Okereke und bastelt darum ein akribisches Geflecht im Stil der ätherischen Bloc Party–Momente.
‚Till We Ghosts‚ könnte so ähnlich auch von Alt-J sein, addiert dazu aber diese Weltmusikaffinität, die Sinkane mittlerweile ausgeprägter artikuliert als Yeasayer, bevor ‚The Fall‚ dem reverbschwangeren R&B-Minimalismus von The Xx eine unterschwellige Portion Soul einzuimpfen versucht, dabei aber nicht die hypnotisierende Sogwirkung der vorangegangenen Songs entwickeln kann und verhältnismäßig eindruckslos verklingt.
Aber ‚The King of Anxiety‚ ist eben ohnedies nicht das Produkt eines bereits angekommenen Meisters, sondern vorerst noch eine Talentprobe, das das Auge des Produzenten Petite Noir für gefinkelte Details aufzeigt, ihn mit einem mühelosen Groove in den Zeitgeist Fokus des kosmopolitischen, globales Electropop spülen könnte. Was fehlt ist allerdings das kleine Quäntchen, dass ihn aus der Rolle des geschickten Epigonen in die Vordenkerposition katapultiert. Der eingeschlagene Weg stimmt allerdings weitestgehend, nicht nur, weil Ilunga seit seinen Anfängen als Metal-Frontmann bereits eine immense Distanz zurückgelegt hat.
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