Perfect Pussy – Say Yes to Love

von am 21. März 2014 in Album

Perfect Pussy – Say Yes to Love

Die 13 Minuten Perfect Pussy‘s erster Demo vergehen wie ein andauernder Höhepunkt, und wenn das anstehende Album nicht mal doppelt so lange, aber ähnlich beflügelnd daherkommt – immer her damit.“ hieß es, als sich die Band aus Syracuse quasi aus dem nichts kommend aufgrund einer vielversprechenden ersten Demokassette bis auf Platz 6 der letztjährigen EP-Jahrescharts katapultierte.

Say Yes to Love‚ setzt nun weitestgehend dort an, wo die Band mit ‚I Have Lost All Desire for Feeling‚ zertrümmerte Bühnen und ausgebrannte Verstärker hinterließ, mag der schmutzige Klangschleier der Demo auch marginal zurückgefahren worden sein und Meredith Graves Vocals nicht mehr zu jeem Zeitpunkt in einem wilden Sturm aus Feedbackwellenuntergehen. Ein klein wenig aufgeräumter präsentieren sich Perfect Pussy auf ihrem mit gerade einmal 23 Minuten wohldosierten Langspieler, jagen sich selbst aber immer noch durch Szenarien aus permanent am Gaspedal stehenden Noiserock-Attacken und angepisster Punkrock-Eingängigkeit, wo kleine Keyboardtexturen hinter all dem austickenden Krawall einen Großteil der Songs verfeinern (exemplarisch: ‚Big Stars‚ oder ‚Work‚ ) oder ‚Say Yes to Love‚ im Merzbow‚esken ‚VII‚ gar in einem analog geschaltenen weißen Rauschen ausklingen lassen und als geschlossenes Möbiusband an den Anfang des ruppig rumpelnden ‚Driver‚ zurückkehren.

Eine kompromisslos durchgezogene Pointe, die trotz einer bereits auf ‚I Have Lost All Desire for Feeling“ angedeuteten Vorliebe für derartige Exkursionen unerwartet einen Bruch mit der Erwartungshaltung und der androhenden Monotonie evoziert.  Denn Varianz ist das Ding des ursprünglich als Fake-Band gestarteten Fünfers abseits dieses Twists im letzten Drittel der Platte freilich immer noch nicht – selbst wenn bereits  ‚Interference Fits‚ das Tempo auf angenehme Art herausnimmt und seine zugeschüttete Melodie in der Vordergrund zu schieben versucht, ungeachtet dessen, dass letztendlich die Rückkoppelungen gewinnen und der Song in einem versöhnlichen Teich aus warmen Shoegaze versieg;t oder das hyperventilierende ‚Advance Upon the Real‚ sich gar nicht so richtig zwischen schepperndem Hardcore und bitterbösem Pop entscheiden möchte, und dann über knapp die Hälfte seiner Spielzeit ebenso den Ausweg über den ambienten Bandsalat sucht – weswegen die kompakte Spielzeit Perfect Pussy zusätzlich in die Karten spielt: länger hätte diese sprintende Hatz wohl tatsächlich nicht ausfallen sollen/dürfen ohne auslaugende Ermüdungsohnmachtsanfälle hervorzurufen.

So ist das kraftstrotzende Workout ‚Say Yes to Love‚ vor allem eine kurzweilige Party für den Augenblick, ein überquellendes Amalgam aus der Asche der unerreicht bleibenden Be Your Own Pet, den unmittelbarst schwitzenden Kim Gordon-Momenten bei Sonic Youth oder dem zutiefst Laune verbreitenden catchy Rock von Speedy Ortiz, im atemlos fauchenden Zuschnappen gar von einem unaufhaltsamen Übermut geprägt, der fast schon etwas von einer verwestlichten Inkarnation von Melt-Banana in sich trägt. 90er, Hüsker Dü, Sleater-Kinney, Savages  – nicht die schlechtesten Referenzen.
Wer die explodierenden Energiebündel rund um Meredith Graves mitsamt Aktionen wie bluthaltigen Vinylveröffentlichungen und dergleichen jedoch voreilig in die Schublade der substanzlosen und kurzlebigen Hype-Eintagsfliegen abkanzelt, kann hinter der Fassade aus superbiestigen Ohrwürmern auf textlicher Ebene ein kathartisches Auskotzen mit dunkler Schlagseite entland intensiver Schonungslosigkeit und bitterbösen, sexuell aufgeladene Spitzen entdecken.

Wenn Graves also mit ausgefahrenen Krallen Sätze wie „Twenty six years of false pretenses, again/ Pretending to care about men/ I am loved insofar as I cherish this pain/ You should shut your mouth because language means nothing“, „We make love/ and it doesn’t feel good.“, „I met my despair and it gained life/ and it was amazing/ and I almost cried“ oder „cause you think I’m God in human form/ You’ve never met anyone like me before“  ins Mikrofon beißt ändert das vielleicht wenig daran, dass Perfect Pussy mit ‚Say Yes to Love‚ laut Zeugenaussagen zwar daran scheitern das Schlachtfeld einer ihrer Liveperformances adäquat auf Platte zu bannen – zumindest bis die geistigen Ziehväter von Japandroids mit einer neuen Platte um die Ecke biegen (oder Perfect Pussy selbst) wird man aber auch wegen genau dieser direkten und spannungsgeladenen (bis zur Unverständlichkeit begrabenen) Texte trotz etwaig abnehmender Faszination für ein derat rotzig mitreißendes Kleinod mit ziemlicher Sicherheit auch auf absehbare Zeit immer wieder gerne zu diesem ungestümen Tornado von einem Debütalbum zurückkehren.

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