Pelican – Nighttime Stories
Die sechs Jahre dauernde Wartezeit auf ein neues Pelican-Album war nach dem durchwachsenen Forever Becoming zwar ohnedies nicht besonders hart zu überstehen. Zu realisieren wie redundant und enttäuschend das Comeback der einstigen Instrumental-Post Metal-Größe mit Nighttime Stories dennoch geworden ist, hat dann allerdings schon beinahe etwas trauriges.
Immerhin darf man durchaus melancholisch werden, wenn man sich in Erinnerung ruft, was die Band aus Evanston vor knapp eineinhalb Dekaden mit ihren ersten beiden Platten für das Genre geleistet hat – und wo sie heute steht. Zumal man an sich auch zu jeder Sekunde von Nighttime Stories hört, dass Pelican noch absolut wollen würden und in einem herrlich brachialen Sound durchaus motiviert gegen den Niedergang anzuspielen versuchen.
Das sechste Album des Quartetts hat deswegen auch gelegentlich Szenen die bieten, die die alte Klasse zumindest mit einer verinnerlichten Kompetenz aufblitzen lassen. WST legt sich stimmungsvoll gezupft in eine postapokalyptische Western-Atmosphäre, die man so auch von Earth erwarten könnte – ein Ansatz, den das anmutige It Stared at Me später aufgreift und traumwandelnd fortführt, bis zu seinem frustrierend abrupten Ende. Das düstere Cold Hope hat dafür seine Heavyness und netten Soli-Ansätze und Arteries of Blacktop eine tolle Doom-Kante.
Nur ist (das die Verluste von Tusk-Kopf Jody Minnoch sowie Dallas Thomas‘ Vater verarbeitende) Nighttime Stories selbst in diesen überzeugendsten Momenten kaum mehr als eine relativ uninspiriert auf Nummer Sicher gehende Abfolge von Standard-Motiven ohne frische Ideen, Impulse oder Wagnisse. Gerade abseits dieser tighteren Hochphasen weiß aber kaum eine Sekunde wirklich zu packen, praktisch keine ist emotional zwingend. Es gibt schlichtweg keinen Grund Nighttime Stories den bisherigen Veröffentlichungen der Band vorzuziehen – alles hier wurde bereits besser (nicht) gesagt.
So ist das vergleichsweise straighte Midnight and Mescaline trotz fremder Feder ein 0815-Standard, den weder die kraftvolle Performance noch das zur Mitte hin schwindelfreie Auftürmen vor dem Durchschnitt retten können – das folgende Abyssal Plain übersättigt gar unmittelbar, weil die Leadgitarre ansatzlos vom vorangegangenen Stück weitergackert. Zumindest der punkige Faktor überzeugt.
Das abschließende Full Moon, Black Water deutet dagegen mit einem warmen Orgelteppich und intimer Akustikgitarre fälschlicherweise an, ein wenig Varianz ins Fundament zu bringen, spult sein typischen Programm dann aber wenigstens breitbeinig bollernd ab und bekommt irgendwie sogar ein Gefühl von Nostalgie zustande, weil die Melodien sich wieder etwas nachhaltiger festsetzen und zu den eigenen Heydays blicken.
Symptomatisch aber ist im Grunde am ehesten ausgerechnet der Titelsong, der ebenso solide wie routiniert und generisch eine qualitative Zuverlässigkeit abruft, ohne auch nur einen Funken Euphorie zu wecken. Und irgendwie auch trotz ein bisschen Langeweile in der Hinterhand die Hoffnung schürt, dass das aufgefahrene Material zumindest live gravierender zünden wird.
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