Pelican – Ataraxia/Taraxis
von Oliver am 13. April 2012 in EP
Zwischen aufgewärmten Ideen und neuen Ufern: Das erste musikalische Lebenszeichen seit beinahe drei Jahren markiert den Scheideweg für Pelican.
Die langsamen Umwälzungen im Pelican-Universum setzen sich nach dem Labelwechsel von Aaron Turners Hydra Head zu Greg Andersons Southern Lord 2008 weiter fort. Deutlich wird darauf hingewiesen, dass die Band aus Chicago gerade dies nicht mehr ist: eine Band aus Chicago. Trevor de Brauw, Laurent Schroeder-Lebec sowie Bryan und Larry Herweg leben mittlerweile in alle Windrichtungen der USA zerstreut, das Post Metal Geflecht musste also anhand verschickter Daten und akribischer Kleinarbeit zusammengebastelt werden. Das Schlagzeugspiel für ‚Ataraxia/Taraxis‚ wurde von Kemble Walters und dem ehemaligen Isis-Mann Aaron Harris in zwei verschiedenen Studios aufgenommen, während Sanford Parker die restlichen Bandmitglieder in zwei weitere Studios trieb. Dass man der EP diese zerstreute Aufnahmetechnick nicht anhört, ist wohl der Mix-Kunst von Parker zu verdanken und schlußendlich die größte Überraschung auf ‚Ataraxia/Taraxis‚.
Doch so vielversprechend die vierte Pelican EP auch beginnt, so ermüdend setzt sie ohne Ideen im Mittelteil den auf ‚What We All Come To Need‚ eingeschlagenen Weg fort: Das Augenmerk liegt auf den einzelnen Songs, der Fluss muss nicht mit allen Mitteln aufrecht erhalten bleiben. ‚Lathe Biosas‚ poltert da schon recht konkret dahin, stellt den instrumentalen Rock im Post Metal in den Vordergrund, ordnet sich beinahe schlichten Strukruren unter – und kann sich abseits seiner soliden Riffschlagseite kaum merkliche Alleinstellungsmerkmale erarbeiten. Pelican treiben damit immer noch im guten Mittelmaß, die ehemals zum Greifen nahe Speerspitze des Genres hat man jedoch mittlerweile aus den Augen verloren . ‚Parasite Colony‚ knüpft rifftechnisch gar an ‚Ephemeral‚ von ‚What We All Come To Need‚ an, wärmt alte Ideen ermüdend auf und ist damit nach knapp drei Jahren schlicht zu wenig.
Besser machen das schon die beiden Titelsongs: ‚Ataraxia‚ kämpft sich aus bedrohlichem Flugzeug-Drone frei, bleibt unheilschwanger über wabbernden Rhythmen hängen, darunter eine karge Akkustikgitarre, welche die perlende Melodie abfängt. Natürlich schade, dass der vielversprechende Track auch der kürzeste bleibt und nicht über die atmosphärisch dichte Eröffnung hinaus kommt. Das überragende ‚Taraxis‚ gönnt sich ebenso einen akkustisch simpel gehaltenen Beginn, macht seine Sache in Summe jedoch besser, wenn die Elektrische verhalten in den Song heult und der Song doch noch an Fahrt aufnimmt. Pelican spannen den Bogen zu dem Western Post-Rock von Grails und tatsächlich sind es diese ruhigen Momente, die der Band weitaus besser stehen als die altbekannten Metal-Kleider. Hier greifen die Räder ineinander und Pelican sind wieder mehr als nur eine Band unter unzähligen.
Inwiefern ‚Ataraxia/Taraxis‚ damit nur Momentaufnahme einer Distanzbeziehung ist oder Vorbote kommender Wegbeschreitungen, wird sich weisen müssen. Verfolgen Pelican die vielversprechenden Ansätze (ruhigere Songs, kürzere heftige Songs) und beschränken sich nicht wie im Mittelteil auf das Vorführen vergangener Taten – die selbst damals nicht zu Unrecht im Schatten der wirklich großen Genrekönige standen – kann das gar noch einmal richtig spannend werden. Denn Pelican stehen am Scheideweg: die Musiker meilenweit voneinander entfernt und ‚Ataraxia/Taraxis‚ zerissen in der Mitte.
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