Pearl Jam – Give Way
Pearl Jam veröffentlichen endlich Give Way, ihren legendären Live-Mitschnitt vom 5. März 1998 im Melbourne Park, auf ganz offiziellem Wege – dies aber auch mit ziemlich ambivalentem Beigeschmack.
Was einerseits (natürlich!) mit dem Erscheinen als Record Store Day– Release zu tun hat: dass Pearl Jam die Platte am Montag nach dem wie (beinahe) immer auf dritten Samstag des April fallenden „Vinyl-Feiertags“ im Ten Club noch einmal als limitierte Farb-Version auflegen, wo sich ein Gutteil der Fans doch schon die reguläre Variante zum teuren Preis geholt hat, ist einfach scheiße.
Wichtiger aber ist: Warum wurden (immer noch) 8 der ursprünglich 25 gespielten Songs für den Release einfach ausgespart? Porch, Indifference, Rearviemirror, Go, Off He Goes, Elderly Woman Behind the Counter in a Small Town, Daughter und Wishlist fehlen – kommentarlos, grundlos. Was einfach unsagbar ärgerlich (und angesichts der Tatsache, dass seinerzeit in Australien ja auch alle Songs des Auftritts mitgeschnitten und sogar ausgestrahlt wurden, extrem unnötig) ist.
Insofern wurde schlichtweg eine historische Chance vergeben – denn auch beim ersten Beinahe-Erscheinen von Give Way fehlten diese Songs bereits.
Stichwort Historie: Ursprünglich sollte die im Rahmen der Yield-Tour aufgenommene Live Platte übrigens ja bereits 1998 als gratis Promo-Beigabe für Käufer der Single Video Theory DVD verteilt werden. Doch weil Label und Band die Veröffentlichung nicht abgeklärt hatten, stampfte EPIC Records die 50.000 produzierten, von den Best Buy-Shops wieder eingezogenen Exemplare kurzerhand ein – ausgenommen jener weniger Stücke, die durch das Netz gingen und bis heute zu horrenden Preisen unter dem Tisch verkauft werden.
Wie dem auch sei: Die verbliebenen und nun endlich regulär aufgelegten 75 Minuten von Give Way sind über jeden Zweifel erhaben! Im erstklassigen Sound geben sich die Über-Hits und Lieblingssongs mit einer Intensität sondergleichen die Klinke in die Hand; die Luft brennt förmlich vor Energie, Druck, Kraft und Leidenschaft, die demonstrieren, dass Pearl Jam in den letzten Tagen mit Drummer Jack Irons – wovon Give Way übrigens die einzige offizielle Veröffentlichung darstellt und deswegen in keiner Fan-Sammlung fehlen darf – in absoluter Bestform waren. Dringlicher hat man Brain of J. jedenfalls selten gehört, auch In My Tree, Spin the Black Circle, Do the Evolution oder Black haben die immense Leidenschaft der Band auch zweieinhalb Jahrzehnte später noch ansatzlos konserviert, das es eine pure Freude ist, während intimere Szenen wie Release oder Immortality die Gänsehaut erheben.
Um entsprechende Bootlegs wird der Komplettist insofern vielleicht weiterhin nicht umher kommen (auch wenn das vorliegende, editierte Ergebnis zugegebenermaßen eine sehr, sehr runde Sache ist) – letztenlidch haben wir es hier so oder so mit einer der besten Pearl Jam-Live-Platten überhaupt zu tun (die, würden einen die Umstände der Veröffentlichung nicht ein klein wenig irrational verstimmt haben, wohl sogar die Aufrundung zwischen den Punkten kassiert hätte).
Kommentieren