Peace – Happy People
Peace wagen mit ihrem Zweitwerk die Probe aufs Exempel: Kann man ihrem netten Britpop-Potpourri naive Kalkulationen wie das Zielgruppenlaufkundschaft-abholende Artwork oder die bisweilen gar grausamen Textkatastrophen verzeihen?
Alleine im konkreten Fall von ‚Money‚ – dem nervtötenden Tiefpunkt dieses neuerlichen Schwelgens durch alle Phasen der Inselmusik seit den allgegenwärtigen 60ern – kann die Antwort nur lauten: nein, keinesfalls. Das groovt zwar wie eine souveräne Aufarbeitung des Hard-Fi-Missverständnisses, auch, wenn die Peace’sche Schwäche zu starken Hooklines zu finden wieder prägnant auffällt, der lyrische Überbau hinterlässt aber kopfschüttelnd. „Money/Do you need it?/Do you eat it when you’re hungry?/Does it taste good?“ trällert Sänger Harry Koisser, und ob das alles tatsächlich kritisch oder doch nur selbstpersiflierend gemeint ist, kann zu diesem Zeitpunkt wohl kaum mehr jemand beantworten. Peace singen auf einer vom Ist-Zustand generell unzufriedenen Platte von besseren Zeiten, davo, die Welt zu ändern – oder zumindest endlich sauberere Haut zu haben.
Wo der Unfall aus Artwork und Attitüde durchaus konsequent durchgezogen wird, fehlt diese Stringenz im Songwriting mit einem Mangel an Substanz hinter der Fassade allerdings nur allzu oft.
In ‚World Pleasure‚ verweigert sich Koisser dem Frontdienst („Please don’t send me off to war/ That’s not what my body’s for/ Maybe I was not born brave„) und klingt dabei im Sprechgesang über den funky Gitarrenlicks und zaghaften Synthieschichten wie ein bemühter Zusammenstoß aus Hair-Tribut, Pet Shop Boys-Ripoff und Happy Mondays-C-Seite , der sich mit 6 Minuten Spielzeit wichtiger nimmt, als er eigentlich müsste; das betörende ‚Someday‚ macht zwar nichts besser als King Noel auf seinem aktuellen Soloausflug, hat dafür aber wärmende Postrockgitarren in der Hinterhand.
Die eigentliche Stärke von Peace liegt allerdings ohnedies abermals im offenkundig mühelosen Seiltanz zwischen ihren Idolen – die Abstinenz der Guillemots wird etwa sorglos zwischen wattierten Strechervorhängen tänzelnd nahezu vergessen gemacht (‚O You‚), die Frühphase von Blur aus der Sicht der Stone Roses nonchalant analysiert (‚Gen Strange‚), den Kooks auf die Tanzfläche gefolgt (‚Lost On Me‚), mit viel Melancholie im Titelsong die Hohheitsgebiete der Foals mit jenen der Maccabees mischt oder den Rockshuffle zum Hit umfunktioniert (‚Perfect Skin‚) – wie selbstverständlich reiht ‚Happy People‚ seine Ausflüge damit zwar nie zu einer wirklich gewichtigen, aber doch zumeist freundliche Verneigung vor bekömmlich fliesender, eklektischer Hintergrundmusik.
Dass der NME weiterhin steil auf eine im Grunde ihres Herzens so unheimlich harmlose Gitarrenmusik geht, sollte klar sein. Mit einem weniger an den eigenen Ambitionen scheiternden Texter in den Reihen könnte man diese Zuneigung durchaus nachvollziehen.
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