Pavement – The Secret History, Vol. 1
Keine Record Store Day-Veröffentlichung, obwohl es sich so anfühlt: Trotz all der versammelten grandiosen Musik muss man sich zumindest als Langzeitfan der Indierock-Legende Pavement schon fragen, ob es die vermeintliche Raritätensammlung ‚The Secret History, Vol. 1‚ tatsächlich gebraucht hätte.
Denn um es kurz zu machen: Wirklich „Secret“ ist hier im Grunde nichts. Jeder einzelne der 30 aufgefahrenen, aus der Phase von 1990 bis 1992 stammenden Songs war bereits auf dem superben ‚Slanted and Enchanted‚ Reissue ‚Luxe and Reduxe‚ vertreten – mit der Ausnahme, dass im direkten Vergleich nun aber ausgerechnet die vier famosen Songs der ‚Watery, Domestic‘-EP fehlen. Eine ziemlich schwachsinnige Entscheidung, die Komplettisten dazu natürlich ordentlich ärgern wird. Nüchtern und rein quantitativ betrachtet ist die einzige Leistung von ‚The Secret History, Vol. 1‚ aber ohnedies alleine jene, längst bekannte Fundstücke aus dem Archiv erstmals auf Vinyl zugänglich zu machen – im Speziellen wurden 25 der aufgefahrenen Songs bisher noch nie auf schwarzes Gold gepresst , im Allgemeinen noch keiner in dieser Konstellation (und ja, die neue, intuitivere Anordnung der Tracks erhielt tatsächlich einen stimmigeren Fluss als die chronologische Reihung auf ‚Luxe and Reduxe‚).
Qualitativ ist ‚The Secret History, Vol. 1‚ dann freilich über jeden Zweifel erhaben, weil selbst die „Ausschussware“ der Band von Stephen Malkmus, Scott Kannberg und Co. am essentiellen Indierockkulturgut kratzt und die Konkurrent weit hinter sich lässt (ungeachtet dessen, dass der Slackergott himself sich an die eine oder andere Nummer hiervon nicht einmal mehr erinnern kann). Dabei ist die Luft zu ‚Slanted and Entchanted‚ mit schrulligen Geniestreichen wie dem windschiefen Noiseexperiment ‚Mercy Snack: The Laundomat‚, dem nach vorne rockende The Fall-Versuch ‚Baptist Blacktick‘ und dem verschrobenen Popsong ‚Nothing Ever Happens‚ schon recht dünn, während ein ‚Secret Knowledge Of Backroads‚ als launig plätscherndes Melancholietreiben, der entspannte Ohrwurmwiderhaken ‚Circa 1762‚ oder der orgelschwangere Unruheherd ‚Ed Ames‚ schlichtweg absolute Diamanten aus dem Hohheitsgebiet von Pavement darstellen.
Die abschließende Bewertung ist insofern zwiespältig: vinylenthusiastische Neulinge im Pavement-Universum sollten sich da gut und gerne drei Punkte im Geiste dazudenken und bei diesem ambivalenten Repacking nach der Aufarbeitung der regulären Meisterwerke unüberlegt zugreifen. Wem es allerdings nur um die Musik geht und ‚Luxe & Reduxe‚ dazu bereits im CD-Regal strahlt, der darf sich durch diese seminotwendige, Fan-melkenden Veröffentlichung alleine angesichts des vielversprechenden Titels zumindest enttäuscht zeigen.
Die wichtigsten im Raum stehen bleibenden Fragen hiernach lauten aber ohnedies: Wo wird das ‚Secret History‚-Pendant zur bereits 2008 auf Vinyl veröffentlichten ‚Nicene Creedence Edition‚ von ‚Brighten the Corners‚ seinen Mehrwert beziehen? Und wie wird man danach diesmal mit ‚Terror Twilight‚ umgehen?
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