Paul Weller – Supplement 66

von am 18. Oktober 2024 in EP

Paul Weller – Supplement 66

Die EP Supplement 66 versammelt vier Songs, die es vor rund fünf Monaten nicht auf Paul Weller siebzehntes Studioalbum geschafft haben – auch nicht als Bonus Tracks der Deluxe Edition.

Das mag auf den ersten Blick wenig vielversprechend klingen, doch nimmt einem Supplement 66 jedwede Befürchtung, es hier gach mit qualitativ minderwertigem Material zu tun zu haben, praktisch ansatzlos. Neben den ursprünglichen Verdächtigen helfen u.a. Max Beesley am Vibraphon, Danny Thompson am Kontrabass und The Jam-Mann Steve Brookes an der Gitarre aus, um die Nachzügler auf das Niveau des Album-Mutterschiffs zu hieven.

That’s What She Said startet sonnig und gelöst in den Tag, erzeugt eine maßgebliche Atmosphäre des 60s-Soul. Im Geiste addiert man zum niedlichen unbeschwerten Schunkeln der Nummer stets ein mitsummendes „Da-Da-Dada“, bis Weller und seine Band im unscheinbaren Refrain an Fahrt aufnehmen, derweil Gitarre und Bläser den meisten Eindruck hinterlassen. Das Gefühl, mit dem die Musik dabei ausgelegt wird, ist eindrucksvoller als die Gesangsmelodie an sich, doch holt das entspannte Flanieren stimmungstechnisch eben umso barrierefreier ab.
Für das ähnlich angelegte Change What You Can addiert die Rhythmussektion dann ein bisschen mehr Kante. Die Strophe macht sich auf den Weg zu einer alten Klassiker-B-Seite, der Chorus wird subtil von einem Chor umarmt, bleibt aber zu beliebig, und die naturalistische Folk-Flöte wird zum Scene-Stealer. Unendlich smooth poltert Earth In Our Feet danach ein bisschen bluesiger zu einem jazzigen Lounge-Flair, bevor Weller in So Quietly hinter Kathryn Williams tritt: die Kooperation träumt körperlos vom Kitsch, hält sich diesbezüglich aber geschmackvoll zurück – und die eigentlich prägnanteste Hook der EP löst ihre Konturen unwirklich auf. Schön!

Während 66 schon eher ein durch seine Souveränität überzeugendes Album war, bündelt auch Supplement 66 sicher nicht die größten Kompositionen Wellers. Vieles bleibt flüchtig, alles wohlig. Aber er und seine Band verstehen es, ihre Routine dabei einmal mehr mit einer so zeitlosen Grandezza umzusetzen, dass man sich sofort geborgen in der Vetrautheit fühlt.
Zumindest als (hier auch derart bewertender) Fan muss man deswegen attestieren, dass es wirklich schade um diese absolut angenehmen 15 Minuten an schaulaufender Weller-Klasse gewesen wäre.

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