Paul Banks – Julian Plenti Lives…
Mit dem Hinweis, dass sein Alter Ego Julian Plenti noch lebt, veröffentlicht Interpol Sänger Paul Banks zumindest die interimistisch eingeschobenen, auf 2300 Vinyl- bzw. 1800 CD-Exemplare limitierten EP unter eigenen Namen. Viel wichtiger: das lässt für Oktober auf Anständiges hoffen.
Obwohl sich der tatsächliche Gehalt an neuem Original- Paul Banks /Julian Plenti Material auf ‚Julian Plenti Lives…‚ in überschaubaren Granzen hält, machen den Großteil der EP doch interpretierte Versionen von Fremdnummern aus. Aber der Knackpunkt eben: die Eigenkompositionen sind die eindeutigen Highlights. Dabei hat ‚Cavern Worship‚ noch nicht einmal den unverkennbaren Blanks-Gesang, sondern wandert durch vier rein instrumentale Minuten. Diese gehen aber mit der selben melancholischen Grundfinsternis schwanger, die schon das aktuelle, selbstbetitelte Interpol Album so maßgeblich und unkonkret bestimmt hat: Banks zimmert hier mit Streichern und massiven Drums einen rhythmisch fixierten Klos im Hals, der die versammelten 18 Minuten melodramatisch und majestätisch ausladend im abgründigen Breitwandformat beendet. Dass er freilich auch handfesteres kann, den Beweis hat Banks zuvor bereits mit ‚Summertime is Coming‚ angetreten, dem längsten Stück der Kurzsammlung, einem astreinen Hit.
Die zart aufbauende Gitarrenmelodie beherbergt einen Banks, die Zeilen wie „Summer time is coming, so get out/ Forget all those things that do with doubts“ mit bedrückter Stimme in singt, ob er selbst aus dem dunklen Kämmerlein kommt, lässt der stramm rumpelnde Beat über der niedergeschlagenen Grunstimmung trotz aller sich aufbauender Euphorie außen vor. Wenn Banks am Ende die Akustikgitarre aus dem dramatischen Rundherum schält, bleibt nur eine spartanische, zerbrechliche Wolke der Hoffnung zurück: „Can we waste some more time just colliding in space?/No matter how high we set the bar/We will.“ War Banks auf Solopfaden schon einmal besser? Vermutlich nicht. Deswegen macht es auch wenig, dass die restlichen drei Coversongs im besten Fall als zwingenden Handübungen gelingen.
So behält Banks für Frank Sinatras ‚I Am A Fool To Want You‚ dessen schmalzig-romatische Streicher, unterlegt den Song aber dazu mit einem sanft pumpenden Beat, was keine schlechte Idee ist, als elegante Variation mit moderner Schramme dem Original aber trotzdem nicht so ganz das Wasser reichen kann. Gleiches gilt, allerdings weitaus schwerwiegender für das von Hip-Hop Beatbastelgenie J Dilla geborgte ‚Mythsysizer‚. Die fett bratenden Rockgitarren stören den elegant kreisenden, gespenstischen Instrumentaltrack jedenfalls nachhaltig und wirken gar prollig. Auch die Breitbeinigkeit für Harold Faltermeyers Running Man Themesong ‚Perimeter Deactivated‚ wirkt da zwischen Blade Runner infizierten Editors und unterkühlter Hymnenhaftigkeit orientierungslos. Auch hier gilt: Nicht schlecht, aber doch verzichtbar. Als Gradmesser für das bald folgende zweite Soloalbum des New Yorkers zieht man deswegen nur zu bereitwillig die Eigenkompositionen heran. Und gemessen an diesen könnte ‚Julian Plenti is…Skyscraper‚ getoppt werden, egal, unter welchem Namen das letztendlich in den Läden stehen wird.
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