Paul Banks – Banks
Mag schon sein, dass Paul Banks‘ Soloalben als schwächere Inkarnationen von waschechten Interpol-Alben ein wenig die Lückenbüßer spielen müssen. Nur übel nehmen wird man ihm das auch nach dem gelungenen ‚Banks‚ keineswegs.
Die größte Überraschung auf dem zweiten Soloalbum des Sängers der New York City Band ist, dass Banks, der zuletzt noch Julian Plenti war, welcher wiederum „Skyscraper“ war, nun bloß unter eigenen Namen firmiert. Ansonsten macht Paul Banks immer noch Popmusik, wenn es Rockmusik ist, die er mit seiner Stammband macht – und findet dabei atmosphärisch, stimmungstechnisch und handwerklich mehr Überschneidungen mit Interpol, als es einem tatsächlich eigenständigen Charakterwerk wirklich gut tun würde. Oder umgekehrt. Letztendlich ist das aber allein deswegen egal, weil Interpol in den selben dunklen Melodien schwelgend einfach noch immer mehr richtig machen als Banks es im Alleingang tut.
Dabei tun ‚Banks‚ die leichten elektronischen Einflüsse nahezu allerorts (besonders markant im grandiosen, pulsierenden Melancholietreibgut ‚Arise, Awake‚) auch gut, die wohl überlegten Streicher in ‚I’ll Sue You‚ fallen nicht aus dem ansonsten sehr eng gestreckten Soundkosmos aus dumpf-treiben Bässen und sachte perlenden Hooklines nahe der Depression. Dramatische Wände bauen sich auf, ohne opulent zu werden. Die haspendelnden Drumspuren in Songs wie ‚No Mistakes‚ greifen die bereits auf ‚Julian Plenti Lives…‚ mit schwarzer Farbe kaschierte Hip-Hop Faszination auf. Ansonsten bewegt sich Banks mit paranoid zirkulierenden Skizzen wie der ersten Single ‚The Base‚ und geschickt die Erwartungshaltungen seiner Fans bedienender Fingerübungen wie dem tief betrübten ‚Young Again‚ in bewährten Rahmen und macht damit nichts überragend, aber eben auch nichts falsch.
Erstaunlicherweise sind es dann auch ausgerechnet die beiden am weitesten von Interpol ausgelagerten Stücke, welche dem Albumkonstrukt am markantesten den roten Faden verknotet: ‚Another Chance‚ sampelt Dialogfetzen über rumpelnde Düsternis, die tröpfelnde Pianolinie baut Spannung auf und verschafft ‚Banks‚ zusätzliche Luft, ohne Banks dafür ans Mikrofon zu rufen. ‚Lisbon‚ gönnt sich dagegen als noch rein instrumentalerer Song keine zündende Idee, bleibt eine verschwendete Lockerungsübung im ansonsten stimmigen Gefüge. Als Versinnbildlichung des kleinen Dilemmas hinter ‚Banks‚ entlässt mit ‚Summertime Is Coming‚ nicht nur der beste Song des Album, sondern auch der bereits auf ‚Julian Plenti Lives…‚ als Zugpferd fungierende. Dass er dies ausgerechnet damit tut, die melancholischste Sommerhithymne zu sein, die Interpol bisher nicht schreiben wollten, unterstreicht noch einmal nachdrücklich, dass man Banks niemals absolut fertig wirkende Alben nicht zuletzt wegen derer stärkster Momente dankbar aufnimmt – sich aber insgeheim doch nur nach einem neuen Interpol-Werk zu sehnen beginnt.
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