Parquet Courts – Sunbathing Animal

von am 8. Juni 2014 in Album

Parquet Courts – Sunbathing Animal

Auch wenn die in Brooklyn beheimateten Whatever-Rocker es mit ihrer slackerhafter Ausstrahlung und schnoddrig-schief aus den Ärmeln geschüttelten Songs gut kaschieren: Parquet Courts werden auf ‚Sunbathing Animal‚ tatsächlich erwachsen(er).

Das ist alleine insofern schade, als dass dem Nachfolger des umwerfenden ‚Light Up Gold‚ die spritzige Hastigkeit, das drängende Momentum und der schmissige Übermut des allgemein als Debütalbum wahrgenommenen 2012er Zweitwerks fehlt: bereits der Opener ‚Bodies‚ dümpelt vielmehr genüsslich verschleppt in die Schnittmenge aus Pavement-Lässigkeit und Guided by Voices-Unbekümmertheit, nickt Wire und Co. nonchalant zu und schaut danach mal einen kurzen Sprung sowohl bei Noiseausbruch als auch Nachdenklichkeit vorbei, um sich letzten Endes doch wieder in seine Anfangspose zurückzulegen.
So unverschämt unkompliziert nach vorne gehend wie man das von Parquet Courts lieben gelernt hat, ist auf ‚Sunbathing Animal‚ nur noch gelegentlich drinnen: das schnatternde ‚Black and White‚ groovt mit gehetzter Postpunk-Attitüde cool, ‚Ducking & Dodging‚ drückt als flott stampfender Bluesrocker mit verquerem Solo, und der One-Chord-Titelsong hat als atemlos aufs Gaspedal steigender Tempofreak ohne reelle Perspektiven zwar der die Richtung der restlichen Platte am Record Store Day nur äußerst vage vorgegeben, aber zumindest ordentlich Laune im Rückspiegel. Wenn Parquet Courts in diesen raren Momenten des Enegischen die Zügel eng ziehen und ihre mitreißende Energie bündeln, dann funktioniert ‚Sunbathing Animal‚ am zwingensten.

Genau dies scheint allerdings diesmal nicht die Agenda der vom Texaner Andrew Savage geführten Kombo zu sein. Das Songwriting der Band hat sich von explosiven Sprints hin zu gemütlicheren Trabläufen verlagert, wovon alleine die Tatsache zeugt, dass ‚Sunbathing Animal‘ trotz weniger Songs spielzeittechnisch länger ausgefallen ist als ‚Light Up Gold‚ und gleich zwei Kompositionen um die 7-Minutenmarke schwanzeln: ‚She’s Rollin‚ breitet sich jammend als Trip zwischen Gitarrensübungen und exaltierter Mundharmonika aus, ganz so, wie das wohl auch The Men gefallen würde. ‚Distant Assembly‚ erhebt das Plätschern danach ohnedies gleich zum Stilmittel.
Ein zwiespältiges Schwert: das überlange Mäandern steht der Band ohne jegliche Notwendigkeit – wenn die simple Gitarrenmelodie aber bis zum Erbrechen repetiert wird, attackiert das aber selbst dem konsequentesten Kiffer die Geduldsnerven. Womit sich auch ein Grundproblem der gesamten Platte offenbart: es fehlt den Songs an Entwicklung innerhalb ihrer Grundstrukturen. ‚Sunbathing Animal‚ speist sich aus einem minimalistischen Ideenpool, schürt Einfälle nur lose zusammen und verzichtet nahezu gänzlich auf tatsächliche Geistesblitze. ‚What Color is Blood‚ startet so zwar durchaus hellhörig machend, tackert in weiterer Folge aber ausnamhslos gemütlich vor sich hin und lässt mangels weiterer Einfälle irgendwann einfach mal auf gut Glück die Gitarren kreischen. ‚Always Back in Town‚ hat dann eine der stärksten Twang-Hooks des Albums, repetiert über zweieinhalb Minuten jedoch ausnahmslos das selbe kleine Riff.

Wo die Faulheit den Songskizzen diesmal den entscheidenden Kick zu verpassen der große Pferdefuß einer Platte ist, ist die prominent vor sich her getragene Slacker-Attitüde und der dösende Style paradoxerweise letztendlich doch auch der große Pluspunkt von ‚Sunbathing Animals‚. Alles kann, aber nichts muß, quasi. Nachhaltiges mitzunehmen gibt es auf kaum einer Ebene, krumm nehmen will man das trotzdem niemandem. Weinige Songs mögen anstndslos über seine volle Distanz fesseln und auch wenn die 47 Minuten mit aktiver Aufmerksamkeit konsumiert schnell ermüdend wirken –  den Hintergrund ungezwungen beschallend entwickelt das Drittwerk der Band als schleichender Grower in Summe (trotz solcher Unnötigkeiten wie dem absolut egalen Mini-Instrumental ‚Up All Night‚ oder dem supernervigen ‚Vienna II‚) dennoch einen relaxten und einnehmenden Drive.
Und charmant ist das ja durchaus, wenn Parquet Courts im ziellose dümpelnden ‚Dear Ramona‚ mit dängelnder Gitarre und schiefem Gesang aus allen Lagern zu den späteren The Velvet Underground wegzupennen scheinen, in ‚Raw Milk‚ schüchtern mit Psychedelik-Momenten flirten oder ‚Into the Garden‚ sich angenehm balladesk zurücknehmend versöhnlich auflöst. Womit Parquet Courts zwar den mittlerweile auch in die alte Welt überschwappenden Hype nicht gänzlich rechtfertigen und hinter den hohen Erwartungshaltungen bleiben, aber vielleicht den idealen Soundtrack dazu liefern um den Sonnenschein des Sommers auf der Couch lümmelnd zu ignorieren.

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