Parkway Drive – Viva the Underdogs
Die australischen Stadion-Metal(core)ler Parkway Drive liefern mit Viva the Underdogs den Soundtrack zur entsprechenden Tourdoku: Elf Songs von Wacken 2019 werden durch drei Songs ergänzt, die dem deutschen Markt den Bauch zu kraulen.
Ein Audio-Paket, dass nach dem gleichnamigen Kinofilm die wachsenden Fanmassen der Surfer von Down Under sicherlich freuen wird, setzen Parkway Drive nach ihren immer massentauglicher werdenden Studioalben weiterhin die richtigen Hebel, um ihren Erfolgslauf maximal fortzusetzen.
Dafür sind dann auch nicht alle Anfang August 2019 in Wacken gespielten Songs auf Viva the Underdogs gelandet: Anstelle des reduziert inszenierten Wishing Wells startet nun direkt die brachiale Piraten-Bespaßung Prey, auch die von Streicher unterlegten Nummern des Abends wurden beispielsweise eliminiert. Dazu gerät sie Setlist durcheinander – was der Mix so zumindest nicht verrät – wobei das Hauptaugenmerk immer noch klar auf Reverence liegt; ältere Songs wie Carrion oder Karma sind leider doch Mangelware.
Ungeachtet davon sitzt die Performance der Band freilich druckvoll, auch der Sound an sich geht klar. Die Riffs und Breakdowns donnern massiv, das neue Material balanciert live all den Pathos trotz der gebliebenen Arena-Hingabe besser aus, auch wenn eine wirklich ansteckende, mitreißende Distanzlosigkeit bis zur physischen Euphorie zu keinem Zeitpunkt entsteht. Rampensau Winston McCall dirigiert die Nummern nicht restlos trittsicher aber immer kraftvoll, wirkt bei „dem besten Konzert seines Lebens“ im Showmanmodus allerdings auch leidlich authentisch, wenn er mit gespielten Lächeln das volle Animationsprogramm („Fists in the air!“, „Let me see you jump!“, „Where is the circle pit?!“ oder „Bang your fucking head!“ – alles aus dem Lehrbuch) so effektiv abzieht, dass selbst von der Pyrotechnik imaginäre Ahnungen entstehen.
Welche Stimmung dabei tatsächlich vorhanden war lässt sich für damals nicht Anwesende allerdings nur rudimentär erahnen, die beschworene Energie zeigt sich schließlich nur selten derart deutlich wie im publikumsintensiv mitgesungenen Wild Eyes. Ikonisch ist an diesem Event-Mitschnitt deswegen auch gefühltermaßen wenig, wirklich falsch macht das Release bis zu Bottom Feeder allerdings auch nicht.
Dass hier aber neben dem Dienst am Fan auch finanziell lukrative Beweggründe im Vordergrund der Veröffentlichung stehen, kann man daran ablesen, dass am Ende der Platte drei Neueinspielungen absolut willkürlich an das sehr solide Livealbum angepappt wurden.
In Würgegriff und Die Leere darf Winston auf deutsch intonieren, was zwar übel, aber doch weitaus weniger peinlich kalkuliert funktioniert, als vorab erwartet – mittlerweile ist einfach alles an Parkway Drive zumindest hochprofessionell – und höchstens die vorgeführte Banalität der Plattitüden-Texte fällt in diesem Kontext noch deutlich auf als sonst. Wirklich zum Fremdschämen gerät allerdings Schattenboxen als Crossover-Duett mit Rapper Caspar an Bord, das mit Penetranz im Kitsch ersäuft, in Inhalt wie (arrangementtechnischer) Form seine aufgesetzte Härte zusülzt und ziemlich schonungslos vorführt, weswegen man den Werdegang der Band nicht zwangsläufig mit kreativer Entwicklung rechtfertigen kann. Loyale Anhänger wird das nicht stören, mit zugedrücktem Auge und ignoriertem Markt-Appendix gibt es aber auch so….
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