Panzerfaust – The Suns of Perdition – Chapter IV: To Shadow Zion

von am 27. November 2024 in Album, Heavy Rotation

Panzerfaust – The Suns of Perdition – Chapter IV: To Shadow Zion

Nach dem kontrovers aufgenommenen Vorgänger The Astral Drain von 2022 laufen Panzerfaust für To Shadow Zion, das Finale ihrer Tetralogie The Suns of Perdition, zur Höchstform auf.

Im Schatten von Utopia, einem „terminus of all paradises lost“ geht die vor fünf Jahren von Brock Van Dijk (Vocals/Guitar), Thomas Gervais (Bass), Goliath (Vocals) und Alexander Kartashov (Drums) begonnene Reise zu Ende. To Shadow Zion (No Sanctuary) köchelt als düster kreisende Misanthropie, bricht immer wieder energisch aus der monumentalen Apokalyptik der Stimmung. Die Riffs haben etwas Cinematographisches, entsprechen einem beschwörenden Actionfilm. Die dual keifenden, brüllenden Stimmen greifen infernal ineinander. Das Schlagzeugspiel sprüht vor Energie und durchdachter Technik. Panzerfaust orchestrieren ihre profane, altruistische, barbarische Formel ohne Gimmicks. Schnörkellos, versiert. Tragisch, hässlich, erhebend. Vor Grandezza flimmernd.
Wäre die Kategorisierung als War Metal nicht bereits besetzt und (noch) weiter beim Death verankert, wäre es die ideale Schublade, in der die Kanadier den Schlußpunkt ihre Konzeptwerks immer weiter auf ein hymnisches Plateau schrauben. To Shadow Zion als Album und auch The Suns of Perdition im Ganzen findet seinen Abschluss damit ohne Zurückhaltung. Panzerfaust halten sich nicht zurück und feuern aus allen Rohren, packen die pure Intensität am Kragen.

Auch wenn man nach wie vor nicht aus den Freedom-Convoy-Aktivitäten der Band schlau geworden sein muss, erfüllt in diesem übergeordneten Kontext nun auch das vielgeschmähte Chapter III – The Astral Drain endlich die erwartete Aufgabe, indem es sich als das Luftholen vor dem letzten Kraftakt positioniert, die relative Ruhe vor dem Sturm markiert, wo Panzerfaust den Spannungsbogen nun enger denn je ziehen, ohne die Variabilität auf dem Altar der Vehemenz zu opfern. Dafür sorgt alleine schon das Herzstück The Damascene Conversions, das seine martialische Härte deutlich atmosphärischer artikuliert, den Hass ritualistisch drosselt und mit der Bağlama von Ahmet Ihvani leichte Ahnungen einer psychedelischen Jam-Seance in den keine Sekunde verschwendenden Albumverlauf einflicht.
Tatsächlich hat das Quartett trotz solcher den Druck umschichtender Gewichtungen noch in keinem anderen Kapitel des Projekts (geschweige denn der vor The Suns of Perdition stattgefunden habenden Diskografie) derart prägnant zum Punkt gefunden.

Im wendigen Opener The Hesychasm Unchained sprüht der Nihilismus von Panzerfaust schließlich Funken, indem eine fast schon catchy daherkommende Schmissigkeit im wendigen Songwriting über die Performance so rund eingebunden in dissonante Tendenzen greift. Garstig und massig – mit einer Klimax, die geradezu wahnwitzig entfesselt eskaliert. Nur damit When Even The Ground is Hostile danach vor manischer Aggression sogar regelrecht hyperventiliert, den Finger infernal in die Wunde drückt: „Alas, our fates are not unlike the dead themselves/ Devoid of form, shape or depth/ And there is nothing left but/ The taste for mindless violence.“
Epochaler ist nur das (auf Streaming-Diensten titeltechnisch zensierte) Occam’s Fucking Razor, in dem Panzerfaust wie doomige Deathspell Omega aus dem malerischen Okkultismus erwachen und einen halluzinogenen Husarenritt entfesseln, der sich immer hartnäckiger auf der Überholspur verbeißt, und die radikale Dynamik einer die hauseigene Komfortzone ideal antreibenden Platte mit fesselnder Spannweite vermisst. Das letzte Quäntchen zum ikonischen Geniestreich mag da ausbleiben, fehlen tut es jedoch nicht: Im Speziellen übertrumpft Kapitel 4 sogar noch knapp die bisherige Messlatte Render Unto Eden (2022); und im Allgemeinen haben sich Panzerfaust mit ihrem konsequenten Konzeptwerk sowieso ein beeindruckendes Denkmal im modernen Black Metal errichtet.

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