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Nicolas Jaar überrascht ohne Vorlaufzeit mit seinem ersten Album unter eigenem Namen seit knapp vier Jahren - aber nicht mit dem elektronischem Ambient, der nur auf den ersten Eindruck verkopft wirken könnte: Cenizas ist eine weiche, intuitive Fantasie, ein aus der Asche wachsender Organismus.
Hilary Woods gebiert zwei Jahre nach ihrem Solo-Debüt Colt mit Birthmarks ein formloses Wesen, das dem experimentellen Folk und neoklassischem Darkwave eine kammermusikalische, postindustrielle Ambient-Dreampop-Note verleiht. Oder so.
Nach den beiden digitalen, ohnedies ebenfalls sehr reduziert inszenierten Singles To the Wind und Gather My Thoughts aus dem vergangenen Jahr findet Chris Cresswell mit Feel sogar noch intimer zum minimalistischen One Week Record zurück.
Trotz potenterer Epigonen wie Frontierer oder Callous Daoboys ist die überlebensgroße Lücke, die die Mathcore-Pioniere The Dillinger Escape Plan vor knapp drei Jahren hinterlassen haben (natürlich und zwangsläufig) immer noch ungefüllt.
Nur vier Alben haben 2019 in der Wertungsskala zumindest die 9-Punkte-Marke geknackt. Dass gleich drei davon von Solokünstlerinnen stammen ist durchaus symptomatisch: Gefühltermaßen war kein anderer Jahrgang dieser Dekade derart massiv von weiblich geprägten Veröffentlichungen dominiert - was sich nun natürlich auch in den Jahrescharts widerspiegelt. Letztendlich ist es aber freilich egal wer hinter den folgenden Alben steckt - jedes ist explizit empfehlenswert und essentiell für die Qualität der vergangenen 12 Monate.
Kanye West übersetzt die konfusen Selbsttherapie-Skizzen von Ye in einen pseudo-christlichen Kontext und verkauft den ebenso unausgegorenen wie egozentrischen Clusterfuck Jesus is King als spirituelles Gospelalbum.
Selbst wenn man grundlegend nichts mit dem Redneck-Metal von Hellyeah zu tun hat, kommt man um Welcome Home kaum herum: es ist schließlich die letzte Platte, auf der Vinnie Paul Schlagzeug gespielt hat.
Dass die Screamo-Urväter trotz ihres ersten Albums seit 18 Jahren in ihrer eigenen Hohheitszone aktuell von zahlreichen Epigonen wie etwa Lord Snow scheinbar mühelos überholt werden reicht offenbar nicht: Larry Records legt mit dem irgendwo zwischen Denkzettel, Spott, Parodie und Lehrstunde veranlagten Jeromes Dream-Bluff X die wohl ultimative Demütigung für LP vor.
Mit Pollinator haben Cloud Rat ihre Vormachtstellung im Grindcore untermauert und darüber hinaus eines des Metal-Alben des Jahres aufgenommen. Wirklich spektakulär ist aber eigentlich, was das Trio auf der separaten EP Do Not Let Me Off the Cliff veranstaltet.
Gouge Away-Drummer Thomas Cantwell hat den mittlerweile ja zu Slipknot abgewanderten Jay Weinberg ersetzt, fügt sich auf (dem ironischerweise mit Masken-Cover daherkommenden) Chicanery aber ansatzlos in das Allastar-Gefüge aus Jeremy Bolm (Touché Amoré), Neeraj Kane (The Hope Conspiracy) und Stephen LaCour (True Cross, Ex-Trap Them) und deren schwindelerregenden Hardcore Punk ein.