Ozzy Osbourne – Ordinary Man

von am 27. Februar 2020 in Album

Ozzy Osbourne – Ordinary Man

Auch wenn der Prince of Darkness beteuert, dass er aus eigenem Antrieb nicht aufhören kann, wirkt Ordinary Man dann doch auch wie ein kompetent aus seinem Umfeld kalkuliertes Album, das mit Hilfe eines hippen Produzenten noch ein (letztes?) Mal Kohle aus der Marke Ozzy Osbourne quetschen soll.

All Right Now, um Fair zu bleiben: An sich macht die Black Sabbath-Legende auf ihrem zwölften Soloalbum nicht nur einiges richtig, sondern liefert zehn Jahre nach Scream sogar ansatzlos über den Erwartungshaltungen ab. Mit – oder eben eher: primär getragen durch die – Unterstützung einer Allstar-Besetzung um Duff McKagan, Chili Peppers-Drummer Chad Smith und Andrew Watt hat Osbourne immerhin absolut wertkonservativ-routinierte Songs am Reißbrett entworfen, die einen Hang zuselbstreferenziellen Klischees stets als motivierte Trademark-Treu ausstellen, und im Classic Rock verwurzelt dank einer (irgendwann doch ärgerlich auffallenden) getuneten Studio-Hochglanz-Behandlung auch einigermaßen kaschieren, dass Ozzy stimmlich eigentlich nicht mehr auf der Höhe ist.
Ein All My Life geht etwa einfach gestrickt sofort ins Ohr, tauscht Klassiker-Ansprüche gegen ein schmissiges Momentum. Das herausragende Goodbye badet doomiger in der schleppenden Atmosphäre, tritt dann immer wieder aufs Tempo und macht wirklich Laune, Under the Graveyard wiederholt das Spiel aus Geschwindigkeits-Variation später noch im eklatanteren Kontrast aus sanfter Versöhnlichkeit und drückender gemeinter Nicht-Wirklich-Heavyness. Er kann es also noch!

Dazu hat sich der mittlerweile 71 Jährige hochkarätige Gäste auf die Liste setzen lassen: Slash schaut für Solos in Straight to Hell (ein vom Chor begrüßter Opener, der seinen Hardrock flott anlegt und über eine für die Platte typische 0815-Riffarbeit bis zur überladenen Oppulenz treibt) und dem sentimental-balladesken Titelstück vorbei, in dem auch Elton John am Piano den überkandidelten Pathos zum mit Streichern zugekleisterten Radio-Kitsch dirigieren darf, Tom Morello beliefert mit seine Fertigkeiten später das routiniert-melancholische Scary Little Green Men bei, auch beim pseudo-punkigen Abschluss It’s a Raid ist er an Bord.
Hier destilliert das bis zu diesem Zeitpunkt wirklich sehr ordentlich gehaltene Ordinary Man dann doch, was an einem potentiell guten Album stört – was dann auch gar nicht am Besuch von Zeitgeist-Egalität Post Malone liegt, der dem Ruf seines Kumpels Watt gefolgt ist.

Besagter Watt hat in seiner Funktion als Produzent nämlich für einen viel zu poppigen Sound gesorgt, entscheidet sich immer eher für den weichgespülten Mainstream, als für den Metal und lässt Ordinary Man damit unnötig austauschbar, glatt und kaum charakteristisch klingen. Die knapp 50 Minuten der Platte schrammen deswegen auch stets an einer zu braven Langeweile vorbei, nicht nur bei okayem Füllmaterial wie Today is the End. Das nimmt den Nummern natürlich viel Charme, wertet praktisch alle aufgefahrenen Stärken frustrierend ab.
Dass Ozzy hier nichtsdestotrotz sein überzeugendstes Werk seit Dekaden aufgenommen hat, sagt dennoch mehr über die Qualitäten von Ordinary Man aus, als über die Schwächen der Vorgängerplatten. Am erfreulichsten ist insofern, dass das absolut grausame am Vocoder-R&B operierende Post Malone-Stück Take What You Want mit einem geradezu absurd deplatzierten Travis Scott-Feature nur als nomineller Bonustrack die Zehennägeln aufrollt. Wünschendwert wäre hingegen, dass Ozzy auch noch genug Getriebener ist, um diese Stück doch auf die Bühne zu bringen – und die Pläne um einen Nachfolger zu dieser an sich so sehr um die Vergänglichkeit zirkulierenden Platte im personellen Detail noch einmal zu überdenken.

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