Oryx – Lamenting A Dead World
Oryx aus Denver spielen sich auf ihrem Zweitwerk Lamenting A Dead World hässlichen Sludge, gewürzt mit deathdoomiger Stimmung und blackmetallischen Tendenzen, der sich im Verlauf immer weiter von den Genre-Maßstäben etwaiger Konkurrenten emanzipiert.
Tommy Davis (guitar, vocals, synth), Eric Dodgion (bass) und Abigail Davis (drums) positionieren sich drei Jahre nach Stolen Absolution auch auf dem Einstand für Translation Loss Records mit dem für Qualität bürgenden Gütesiegel ihrer Heimatstadt irgendwo zwischen Thou und Hell, pflegen also im morastartigen Sound wenig überraschend heavy Riffkaskaden und zähe, dann wieder explosionsartig anziehende Rhythmen, ein paar atonale Schattierungen und wechseln zwischen spitzen Keifen und bestialischen Growls.
Gerade über die beiden ersten Nummern, das angenehm kompakt gehaltene Contempt und (das mit Gastgesang von Erika Osterhout veredelte) Misery ist das so dann im Umkehrschluss aber auch zu generisch geraten: Oryx machen hier absolut nichts falsch oder auch nur ansatzweise schlecht – aber eben nicht so überzeugend, essentiell oder eigenständig, wie viele stilistische Nahverwandte.
Mit jeder verstreichenden Minute einer über 42 Minuten Gesamtspielzeit keine leeren Meter vermessenden Reise legt die Band ihr Potential (auch mit externer Hilfe) jedoch eindrucksvoller frei.
Last Breath lässt seine Gitarren unweit von In The Company of Serpents weit und verwegen bis in den Westen schweifen, erzeugt eine heroische, hymnische Atmosphäre. Das düstere Titelstück ist danach ein Drone-Intermezzo, eine Klanglandschaft aus Feedback und Distortion, dabei aber überraschend einnehmend und zugänglich. Die Handschrift von Ethan Lee McCarthy („guest aural textures“) ist klar erkennbar, er rückt das Spektrum von der idealen Primitive Man-Vorband näher zu verdaulichen Many Blessings.
Über allem steht allerdings (neben dem atemberaubenden Artwork) der Schlusspunkt Oblivion, ein epischer Ausflug zu den traditionellen Seiten den Doom, der zwischen heulenden Leads eine imaginative Sogwirkung erzeugt und zudem dank Blood Incantation-Maestro Paul Riedl („Guest synth and space conjuring“) unkonventionelle Psychedelik-Schraffuren bekommt. Über eine Viertelstunde halten Oryx die Spannung jedenfalls problemlos aufrecht, fesseln mit packendem Spiel, drückender Wucht und atmosphärischer Tiefe.
Spätestens hier ist auch der Punkt erreicht, an dem Lamenting A Dead World der Knopf aufgeht und in Aussicht stellt, dass Oryx (wertungstechnisch auch gleich die Gunst der Vorschusslorbeeren genießend) mit dem nächsten Album in die erste Liga der Szene vorstoßen könnten.
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