Orlando Weeks – Loja
Für Loja, sein drittes Solo-Studioalbum seit dem Ende der für immer schmerzlich vermissten Maccabees, ist Orlando Weeks endgültig angekommen – in seiner neuen Heimat Lissabon und ganz bei sich selbst.
Ein gutes Stück weit fühlt sich Loja, benannt nach dem Laden, den der 41 jährige Brite mittlerweile in seiner Wahlheimat Portugal bewohnt und auch auf dem Cover-Foto verewigt hat, wie ein Nachhausekommen an.
Die offenkundigsten 80er-Tendenzen von Hop Up sind nur deswegen nicht ganz verschwunden, weil man (wie etwa im mit abgedämpftes Groove erwachenden Wake Up oder dem im damaligen Jahrzehnt als verträumt-behutsame Lounge-Musik in der Tranquility Base Hotel & Ca(r)sino laufen hätte könnenden You & the Packhorse Blues) hier und da an Talk Talk und Mark Hollis denken kann, während Weeks Stimme sofort heimelig in einer relativen Zeitlosigkei willkommen heißt.
Auf einer Platte, die von einer sub-versiven und -tilen Sanftheit lebt, den Bogen über A Quickening unter Mithilfe von Sami El-Enany, Luca Caruso, William Doyle und Alexander Painter sowie Sergio Maschetzko und Nathan Bullion Jerkins (dazu im späteren Verlauf auch noch Katy J Pearson, Tony Njoku, Oliver Hamilton [Caroline] und Alejandro Aranda [Scary Pool Party] begegnend) zu einem latenten Bandfeeling spannt, und seinen milden Indie Art Pop so unendlich zärtlich und unaufdringlich leisetreten lässt.
Da dominiert eine solch betörende innere Ruhe und Anmut, dass das vom (zu) simpel nach vorne gehenden Schlagzeug-Drive getriebene Dig als nautisch wattierter Rock mit Rhian Teasdale (Wet Leg) schon der mit Abstand direkteste (und am eigentlich unpassendst vordergründig angelegte) Song einer schlichtweg wunderschön nach innen gerichteten Meditations-Odyssee ist.
Nach einem bedächtigen Einstieg mit Longing findet Weeks mal eine jazzige Radiohead-Rhythmik im kontemplativ flächigen, ätherischen Best Night oder verschmilzt für Good to See You eine sinfonische Synth-Space-Atmosphäre, wo das ambiente Duett-Mäandern My Love Is (Daylight Saving) durch eine kantig-schroff schrammelnde Gitarre markante Akzente bekommt. Dass der final zupackende, zwingende Meter keinem der Songs gelingen will, spiegelt durchaus den Charakter von Loja, hinterlässt aber auch einen nicht restlos befriedigenden Beigeschmack.
Please Hold spielt auf der Klaviatur einer entrückten Dramatik, melancholisch beruhigend und mit gespenstischer Hook, derweil Sorry seine niedliche Melodie sanft umrissen vage andeutet, komplett entschleunigt pulsiert und ätherisch blinkt. Der behutsame Beat von Tomorrow treibt den Wave mit Samthandschuhen anfassend nach vorne, exemplarisch reduziert und sparsam inszeniert. Nichts ist überladen, Bescheidenheit eine Tugend. Später öffnet sich ein Panorama mit psychedelischer Dissonanz jubilierend und Streichern erschéinen wie im körperlosen Fieberwahn, bevor die Ballade Beautiful Place den so homogenen Reigen mit Kopfstimme abrundet.
Weeks hat sich auf seinem bisher besten Soloalbum – die Freiheiten jenseits der Maccabees nutzend, aber deren kreative Reibungsflächen icht restlos aufwiegen könnend – eine eigene Wohlfühlzone erschaffen.
Diese mag auf den ersten Blick womöglich eine Spur zu unspektakulär und nebulös wirken, funktioniert aber wie eine besonders zurückhaltende Form des tonalen fantastischen Realismus heimlich, still und leise einnehmend geradezu märchenhaft.
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