Okkervil River – A Dream In The Dark: Two Decades of Okkervil River Live
Will Sheff destilliert auf dem Sammelsurium A Dream In The Dark: Two Decades of Okkervil River Live 24 Songs über eine Spielzeit von beinahe 3 Stunden aus jenen zwölf Livealben, die im vergangenen Jahr digital erschienen waren. Auch als auf 2000 Stück limitiertes Vierfach-Vinyl zu haben.
„I’ve always collected and cataloged every live recording of my band that I could, even from the earliest point when nobody was coming to the shows — it’s part of a kind of archival mania that turned out to serve me well. I wanted it to be sleek and fun and satisfying, a complement to our studio albums. I wanted to include all the songs people always ask for live, but I went for versions that felt like exciting upgrades to the studio versions or drastically different approaches. Over the years, we’ve had a ton of fun re-imagining the songs completely and letting them breathe and mutate; I wanted to include a lot of that stuff since this felt like a rare opportunity to put more than one arrangement of my songs out into the streaming and vinyl universe. So in a way, this is like greatest hits and a rarities record that shows you a quite different side of the band than is on our albums“ sagt Will Sheff und ergänzt: „I miss playing music so much. I would be beyond thrilled, at this point, to relive even the absolute crappiest gig of my career.„
Mit dem Urteil, hier gewissermaßen eine Best of-Compilation und gleichermaßen Raritätensammlung zusammengestellt zu haben, trifft der Okkervil River-Boss relativ genau ins Schwarze: Von Instant-Hits wie Unless It‘s Kicks bis zur Non Album-Single Skiptracer ist das ganze Spektrum vertreten, alle neun Alben der Band bis zum jüngsten In the Rainbow Rain werden gestreift.
Chronologisch geordnet stammen die Mitschnitte dabei aus den Jahren 2006 bis 2019, zumeist in den USA aufgenommen, fallweise auch in Europa. Als Sammelsurium hat A Dream In The Dark so letztendlich natürlich keinen übergeordneten Spannungsbogen und ist zudem aus Einzelstücken bestehend nicht als gefakte Einheit gemixt, dafür aber ein paar nette Ideen für die Homogenität – etwa, wenn das melancholische Listening To Otis Redding At Home During Christmas am Ende kurz die Tasten klimpern lässt und darauf eine wundervoll entschleunigte Version von For Real als als Klavierballade mit sorgsamen Streichern folgt, die langsam und episch ins Breitwand elektrifiziert wird.
Mehr noch aber glaubt man Sheff, wie sehr es ihm fehlt, Konzerte zu spielen. Denn A Dream In The Dark macht als Konglomerat vor allem eine abwechslungsreiche Freude voller subtiler Überraschungen, transportiert den Spaß, den alle Beteiligten an einer Okkervil River-Show haben können ansatzlos.
Westfall rumpelt ausgelassen und No Key, No Plan revidiert sowieso immer wieder neu zum entfremdeten Gemeinschaftschor aus dem Publikum. Kansas City packt zurückgenommen irgendwann doch noch die Mundharmonika-Sause aus und Our Life Is Not A Movie Or Maybe ist sowieso eine schräg inszenierte, apokalyptische Party. Down Down The Deep River deutet Fan-Gegröhle zum Request-Wunsch um und spielt eine besonders locker-lässig beschwingte Version, während A Stone countryesk in romantischer Stimmung schwelgt und Judey On A Street schimmernd in der Psychedelik nachhallt. Ein paar leere Meter samt Sample-Interludes und Besucher-Interaktion formen die Atmosphäre, während die Songs hinten raus immer ergiebiger ausfasern und immer wieder in die Nähe der 10-Minuten-Marke zu kommen scheinen.
Dass A Dream In The Dark dabei nur Stückwerk ist, auch ein wenig bleibt, fällt eigentlich nie negativ auf, im Gegenteil: Hiernach ist das Verlangen, sich alle ursprünglichen zwölf Livealben der Serie zuzulegen ein durchaus dringendes.
Kommentieren