Oceanlord – Kingdom Cold
Drei Jahre nach ihrer ersten Demo 2020 haben Oceanlord mit Kingdom Cold ein enorm vielversprechend im Stoner, Doom und psychedelischen Hardrock – „Stoner Gloom Rock“ – schipperndes Debütalbum aufgenommen.
Die Produktion von Monolord-Vorstand Esben Williams hat den Sound von Peter Willmott (guitar, vocals), Jason Ker (bass) und Jon May (drums) aus den latent Goth-affinen, manchmal gar vage an Type 0 Negative denken lassenden Tendenzen der Demo herausgefischt und mit mehr Kraft, Klarheit und Glanz gleich zu Beginn in fuzzy Gefilde gelenkt: Kingdom versetzt sich langsam in bedächtige Bewegung, hat eine klassische Attitüde, episch und heavy wie Pallbearer; die stoische Repetition arbeitet monoton und das melodiöse Riffs bleibt hartnäckig hängen – dass die Vocals von Willmott dabei eher unspektakulär als nicht unbedingt charismatisches Mittel zum Zweck geraten sind, trägt mit Understatement aber ideal dazu bei, den Fokus auf die überzeugendsten Aspekte des Openers zu lenken, seine hypnotische Hartnäckigkeit in der Eingängigkeit.
Isle of the Dead stampft ebenso stoisch schreitend als geduldig auf dem Highway schippernder Doom zurücklehnend, solide rockend in melodramatischer Gemächlichkeit – erst wirklich aufzeigend jedoch, wenn Oceanlord sich irgendwann schön krautig in sich selbst verlierend einer rein instrumentalen Spirale hingeben.
In der grundlegenden Melancholie der Musik liegen die besten Szenen von Kingdom Cold aber überraschenderweise sogar anderswo.
Etwa dort, wo 2340 sich schön malmend zurückgenommen auf den Groove seiner folkigen Ausstrahlung verlässt, die das maritime Konzept noch verstärkt und die Stimme von Willmott in der 70s-Aura idealer zur Geltung bringt – dass da manch einer Neil Young-Vibes im Black Sabbath-Mantel registriert hat, stimmt durchaus! Oder wenn Siren dieses lose Comets on Fire-meets-Black Mountain-Feeling ohne Hippy-Patchuli kontemplativ sehnsüchtig ruhig dahin treiben lässt, die Gitarre fließend perlt und sich das Panorama heulend öffnet.
So Cold erinnert an die schweigende Strophe von Everybody Knows That You‘re Insane als dessen bluesige Fortsetzung in noch schwelgender sinnierend, auf einer schunkelnden Clutch-Basis, bevor auch Come Home ein psychedelisch Anachronismus ist, als hätten Low eine Heavy Psych Nummer skizziert – in der symptomatisch alles noch ein bisschen zu wenig packend bleibt, eben auch, weil die Stimme nicht wirklich zwingend agiert, da man die engelhafte erahnbare Patina in den Harmonien noch so schön sein.
Wenn dieser Abschluss von Kingdom Cold also nicht zum Punkt, aber auch nicht ganz zur Transzendenz findet, ist das also durchaus ein Sinnbild für die Luft nach oben, die Oceanlord nach dieser vielversprechenden Visitenkarte, an der auch die optische Ästhetik passgenau sitzt, zeigen, anhand derer die Stärken der Band noch nicht in letzter Konsequenz determiniert sind.
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