Nothing – The Great Dismal B-Sides
The Great Dismal B-Sides versammelt mit zwei Originalen und einem Delfonics-Cover drei Songs, die es vergangenes Jahr nicht auf das vierte Nothing-Album geschafft haben, das Niveau des Langspielers aber eigentlich locker halten.
„The world disparity and surreal circumstances that occupied all corners of life while attempting to write and record this album were so overly animated that the songs couldn’t help but be contaminated. Trimming away at the layers to negotiate with time felt akin to ripping out whole chapters out of a novel. The reasoning behind having this be physically released in the first place, and a big part we left the title track off was to make that eventual and necessary connection.“ gibt Bandkopf Domenic Palermo zu Protokoll, während man für sich selbst notiert: Das mit The Great Dismal B-Sides nachgereichte Material ist für den Gelegenheitshörer vielleicht nicht unbedingt essentiell, aber doch fraglos zu gut, um es unter den Teppich fallen gelassen zu haben.
Dabei hätten sich die drei Nummer alleine ästhetisch nahtlos in das Album-Mutterschiff eingefügt.
Amber Gambler ist typisch getragener Shoegaze-Rock, lethargisch und dunkel psychedelisch, der verträumte Gesang haucht und flüstert nebulös. Bittersüße Streicher addieren eine romantische Patina als hinsichtlich der Individualität markantestes Element. Der verhinderte Quasi-Titeltrack The Great Dismal eröffnet nach den Polizeisirenen des Openers mit einer Kinderspieluhr besonders ätherisch, lässt dann lange die kontemplativen Gitarren plätschern und erzeugt einen atmosphärisch fesselnden Sog, entrückt melodisch, indifferent melancholisch. Sehr aufgeräumt und minimalistisch entpuppt sich die Nummer nach der ersten Acoustic-Hälfte als halbballadeske Anmut, deren unaufgeregte Rhythmussektion den Slowcore im Hall über den Postrock-Reverb hinwegträgt. Ein potenzieller Fan-Favorite.
Auch das Delfonics-Stück La La Means I Love You bedeutet eine direkte Übersetzung in die Nothing-Komfortzone, als vertuschter Dreampop, dessen Vocals verführerisch wattiert zwischen aufgelösten Konturen eine latente Erinnerung an Cigarettes After Sex wecken, und so catchy wie unverbindlich und flüchtig zwischen den Zeilen verdeutlichen, dass sich das Spektrum trotz allem leicht verschoben hat: Diese hier gezeigte fast naive Nonchalance und geradezu unschuldige Leichtigkeit, wenngleich stilistisch barrierefrei in den Sound, den Stil und Charakter von Nothing integriert, addiert eine interessante Facette zum Band-MO, indem die Gruppe aus Philadelphia hier ausnahmsweise nicht über inneren Dämonen brütet und The Great Dismal B-Sides so zusätzlichen Mehrwert beschert.
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