Norah Jones – Pick Me Up Off the Floor

von am 28. Juni 2020 in Album

Norah Jones – Pick Me Up Off the Floor

Norah Jones kehrt aus der Lounge zurück und holt auf ihrem siebten Studioalbum Pick Me Up Off the Floor den Jazz Pop wieder in den Fokus, wandert aber fein nuanciert auch hin zu Ideen außerhalb ihrer angestammten Komfortzone.

Mit einer geradezu simplizistisch wirkenden Majestät streift Jones nur ein Jahr nach dem guten, aber auch unausgegorenen Begin Again so sehr bei sich selbst wie lange nicht durch einen Signature Sound, der tatsächlich weitaus offener in alle Richtungen ist, als es bei all der kuscheligen Unaufdringlichkeit auf den ersten Blick wirken kann.
In Flame Twin hält ein verspielter Groove die akzentuierte Dramatik elegant im Zaum. Das beschwinge, fast hibbelige Hurts to Be Alone ist sogar so nahe wie möglich am Hip Hop interessiert. Heartbroken, Day After arbeitet sich mit entrücktem Gospel-Chor gehaucht zu einem kraftvollen Höhepunkt und selbst wenn ein Say No More kompositorisch weniger prägnant auftritt, ist es eine Freude zu hören, mit welch gutem Gewissen sich Jones auf anachronistische Bläser und eine sinistre Atmosphäre verlassen kann, weil die 41 Jährige mit einer fantastische Band im Rücken kommuniziert, sich alleine am Piano auch einfach prächtig mit dem so unendlich smooth Impulse setzenden Schlagzeug versteht. This Life lebt do von seinen schön gehauchte Vocal-Arrangements, die in To Live sogar einen entwaffnend-schmeichelnden kleinen Hit finden.

Es ist allerdings gerade auch die Freiheit, sich eine gewisse Vergänglichkeit jenseits  der Radioformat-Aspiranten zu gönnen, die Pick Me Up Off the Floor seine Leichtigkeit und unangestrengte Klasse verleiht, wenn Jones einfach so kompetent abliefert und durch all die meisterhaften Schattierungen in Weichzeichner für einen kurzweiligen Fluß sorgt, der mit entspannter Versiertheit keine Langeweile aufkommen lässt.
I’m Alive schattiert sich ein bisschen näher am Folk – wie unverkennbar der Schlagzeugsounds von Spencer und die Gitarre von Jeff Tweedy sein können, ist aber das eigentliche Unikum. Were You Watching? akzentuiert seine Streicher zwischen Western und orientalischer Prägung, Stumble on My Way könnte durch seine Slide-Gitarre eine so vage wie melancholische Erinnerung an den Country sein, bevor sich das intime Heaven Above als tröstende Traurigkeit in Watte packt und eine Platte verabschiedet, die das Spektakel im Detail versteckt und die Diskografie der Norah Jones jenseits der puren Liebenswürdigkeit spannend hält.

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