Noel Gallagher’s High Flying Birds – Back The Way We Came: Vol. 1 (2011 – 2021)
Eine Werkschau nach gerade einmal drei Alben und ebenso vielen EPs ist natürlich absurd, passt aber zum diffusen Eindruck, den Noel Gallaghers handverlesenes Sammelsurium Back the Way We Came: Vol. 1 (2011-2021) hinterlässt.
Auf Disc 1 der wahlweise in voller Fülle erscheinenden Compilation scheint die Sachlage noch so klar, wie eigentlich auch redundant: Neun Songs lang reiht der 54 jährige chronologisch (also auch: ohne jede Rücksicht auf einen nahtlosen Fluss) die Singles und Hits des selbstbetitelten Einstandes Noel Gallagher’s High Flying Birds (2011) sowie des hervorragenden Chasing Yesterday (2015) aneinander, ergänzt durch das neue We’re On Our Way Now: ruhig, gefühlvoll und unaufgeregt schwelgt Noel hier mit souligen Texturen und einer bescheiden bleibenden orchestralen Grandezza, zaubert eine eine klassische, schöne, balladeske Melancholie.
In die selbe Kerbe schlägt irgendwo auch die zweite neue Nummer, die auf Back the way we came: Vol. 1 (2011-2021) ihre Premiere findet, obwohl Flying On The Ground deutlich beschwingter und luftiger ausgelegt ist, und seine Bläser und nonchalanten Chöre beinahe ausgelassen anlegt. Zwei Seiten einer Medaille quasi.
Bis zu diesem Schlusspunkt der regulären Compilation lässt sich die Auswahl und Anordnung der Songsammlung übrigens längst nicht mehr nachvollziehen. Immerhin würfelt Noel nach dem ersten Tonträger drei Stücke des 2017er Albums Who Built the Moon? (Holy Mountain, diese potentielle Vaccines-Nummer, bekommt einen allein auf weitem Flur stehenden Remaster spendiert, dessen prolongierte Existenz sich höchstens durch ein präsenteres Pfeifen vage erahnen lässt; von den Singles des Drittwerks fehlen dagegen She Taught Me How to Fly und If Love is the Law – dafür gibt es absurderweise den feinen Live-Bonustrack Dead in the Water) sowie Material der seitdem veröffentlichten – und nicht sonderlich gelungenen – drei Eps Black Star Dancing, This is the Place und Blue Moon Rising (dessen Titelsong am überzeugendsten hervorsticht) durcheinander. Ohne erkennbaren Spannungsbogen ist zumindest die grundlegend tanzbare Intention (beinahe) aller Songs erkennbar.
Ist erst einmal eine gewisse Wahllosigkeit in der Selektion etabliert, muß auch die Zusammenstellung der dritten Platte keinen offenkundigen Sinn ergeben. Da tummeln sich neben wirklich gelungenen Acoustic-Versionen von If I Had a Gun…, The Man Who Built the Moon oder The Dying of the Light noch etwaige einige Instrumental-Versionen (von denen aber alleine die in die Psychedelik wandernde Neuheit in Demo-Form des mystischen International Magic wirklich Mehrwert zeigt) und eine gefühlt unendliche Fülle an Remix-Arbeiten, von Funk-Ideen bis zur Club-Konsequenz reichend. Ein ziemlicher Clusterfuck also.
Aufgrund der Umsetzung lässt sich über die Sinnhaftigkeit von Back the way we came: Vol. 1 (2011-2021) zumindest diskutieren – mehr noch, als bei den meisten entsprechenden Greatest Hits- oder Best of-Compilations im Streaming-Zeitalter. Gerade weil die fast zweieinhalb Stunden der (soviele starke Songs auslassenden) Sammlung also in ihrer schrulligen Eigenwilligkeit Fragen offen lassen, kommt die Antwort von Gallagher (der aktuell ja eigentlich eher mit Phil Collins, den Royals und Oasis beschäftigt ist) bezüglich jener nach der Titelwahl insofern übrigens umso pragmatischer auf den Punkt: „Because if there’s another one, I’m not coming up with another title!“ Ein guter Deal!
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