Nina Persson – Animal Heart

von am 9. Februar 2014 in Album

Nina Persson – Animal Heart

Der Kampf gegen ihren betrügerischen Manager, die Ferrarifahrenden Hives und vor allem den Krebs hat die (Ex-?)Cardigans-Sängerin gewonnen – aber scheitert nun ausgerechnet an ihrem ersten richtigen Soloalbum.

Popmusik mit elektronisch glitzerndem Gerüst ist aktuell schwer angesagt – man denke nur an Sky Ferreira, Chvrches und Konsorten. Das gefällt auch Nina Persson, die mit Ehemann Nathan und Eric D. Johnson für ihr offizielles Solodebütalbum leichte Kurskorrekturen weg von ihren beiden letzten A Camp Aufnahmen vorgenommen hat. Schon der eröffnende Titeltrack klingt mit seinem Synthie, der Beatlastigkeit und treibenden Bass nach einem Hybrid aus 90er Pop und modernem Eurovisionssongcontestteilnehmer – also trotz einer eigentlich schönen Melodielinie und verspielten Drumline wenig originell stampfend wirkend, durchsichtig arrangiert – eben suboptimal produziert. Leider keine Ausnahme auf ‚Animal Heart‚.

Immer wieder begegnen einem in Songs inszenatorische Schnapsideen die irritieren oder regelrecht ärgern (wie das unnötige Keyboardgespenst in ‚Dreaming of Houses‚), nicht zuletzt deswegen, weil Songs wie das betörende ‚Burning Bridges for Fuel‚ doch über das gewisse Etwas – Stil, Klasse und Geschmack! – verfügen, das man von der Königin des Schwedenpops eigentlich gewohnt ist. Sanfter Discopop wie ‚Food for the Beast‚ ist ja auch keine Katastrophe und tut niemandem weh, wird aber wenig gewichtig nur von Perssons Organ getragen.
Wie da das mit supernervigen Billig-Snare-Plastikschlagzeug galoppierende ‚Clip Your Wings‚ zustande kommen konnte, in dem Persson gegen Ende ohne mit der Wimper zu zucken über alle Strenge schlägt und die 80er erprobte Rockröhre ala Bonnie Tylor gibt, bleibt trotzdem absolut unerklärlich. Letztendlich ist ‚Clip Your Wings‚ aber auch der triefende Tiefpunkt eines Albums, dessen größter Negativpunkt letztendlich gar nicht sosehr die gewählte Produktion geworden ist – sondern viel eher ausgerechnet das Songwriting von Persson.

Generell bleibt die Schwedin auf ‚Animal Heart‚ zu unverbindlich, selten wird sie wirklich zwingend, dafür aber wie schon im Titelsong dem Drang verhaftet, die Refrains der simpel gestrickten Songs in den Zielgeraden für die einen emotional gemeinten Wahn zu repetieren. Sicher: wenn man eine Stimme wie Persson hat – sinnlich, ergreifend, elegant, rauchig, stark und schlichtweg wunderschön – sind selbst plätschernde Songs zumindest angenehm zu hören. Die Klasse der Cardigans oder A Camp-Kompositionen erreicht die 39 jährige unter eigenem Banner allerdings nie wirklich, auch wenn etwa das abschließende, minimalistisch gehaltene ‚This Is Heavy Metal‚ als einfühlsame Klavierballade in den über die letzten 20 Jahre selbst auferlegten Qualitätssphären kratzt.Symptomatisch, dass ausgerechnet mit der Siesta-Nummer ‚Sometimes‚ eines der stärkeren Stücke als Bonustrack verheizt wurde.

Dennoch zieht das Beziehungsalbum ‚Animal Heart‚ hinten hinaus qualitativ tatsächlich noch einmal ein an, zeigt etwa im tollen ‚Forgot to Tell You‚ (mit einer sachte groovenden Orgel), ‚Catch Me Crying‚ (mit hibbeligen Drums und dezent ausgeleuchteten, flirrenden Synthies) oder ‚Silver Like the Moon‚ (mit smartem 60s-Einschlag) doch noch, was in der Songwriterin Persson steckt. Das genügt zwar nicht mehr, um die vorangegangenen Ausfälle vergessen zu machen oder den grundsätzlich hohen Erwartundhaltungen grecht zu werden, aber doch noch knapp, um ‚Animal Heart‚ zumindest zu einem okayen Popalbum mit starker Stimme und vielen kleinen Makeln zu machen. „I’m still burning bridges for fuel“ singt Persson zwischen Nostalgie und Aufbruchstimmung. Dabei wäre die Zeit für einen Nachfolger des auch bald 10 Jahre alten ‚Super Extra Gravity‚ hiernach endgültig mehr als reif.

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