Nick Zinner – 41 Strings
Yeah Yeah Yeahs-Gitarrist Nick Zinner veröffentlicht seine instrumentale Suite 41 Strings, die unter namhafter Beteiligung ursprünglich für den Earth Day 2011 entstanden ist, nun auch für die breite Öffentlichkeit auf physischem und digitalem Weg.
Der jahreszeitliche „song cycle for string orchestra, electric guitars and expanded rhythm section“ fährt mit „violins, violas, cellos, double basses, eight electric guitars, two synthesizers, two electric bassists and three drummers“ nicht nur ein beachtliches Repertoire auf, sondern besetzt das Repertoire auch äußerst namhaft – wenngleich die wenigen Live-Auftritte des Projektes im vergangenen Jahrzehnt sogar eine noch prominentere Riege vorzuweisen hatten: „The guitar section has featured Lenny Kaye (Patti Smith), Sarah Lipstate (Noveller, Iggy Pop), David Pajo (Slint, Gang of Four), Andrew Wyatt (Miike Snow), Paul Banks (Interpol), Gemma Thompson (Savages), Aku Orraca-Tetteh (Florence & the Machine) and Romy Madley-Croft (The xx) among many more; the rhythm section has maintained a consistent line-up with such accomplished players as Jaleel Bunton (TV on the Radio), Andy Macleod (Royal Trux), Hisham Bharoocha (Boredoms), Brian Chase (Yeah Yeah Yeahs), Ryan Sawyer (Gang Gang Dance) and Ben Vida.“
Vor diesem Hintergrund funktioniert 41 Strings an der theoretischen Schnittmenge aus Indierock- und klassischen Tendenzen jedenfalls wie ein Postrock-Soundtrack mit inszenatorischer Grandezza und kompositionellen Schwächen.
In Fall leiten mathematisch oszillierende und erhebend flimmernde Gitarren ein orchestral glimmerndes Crescendo, lassen den Spannungsbogen immer weiter ansteigen, dramatisch und beschwörend, aber auch relativ konventionell arrangiert, zudem strukturell (und eigentlich auch ästhetisch) kaum über den kompetenten Genre-Baukasten hinauswachsend.
Winter erwacht unweit davon entfernt neugierig und verspielt, betont hoffnungsvoll – gefühlt eigentlich regelrecht frühlingshaft der Sonne entgegenstrebend, fast japanophile Endorphine in der majestätischen Feierlichkeit transportierend. Schade nur, dass exemplarischerweise auch diese Nummer als schöngeistige Eleganz einem für 41 Strings beinahe genormten Baukasten-Verlauf folgt, wenig Entwicklung zeigt, außer immer höher und schöner hinaufsteigen zu wollen.
Dass ein Gutteil der Platte nicht nur vom Songwriting her vorhersehbar agiert, sondern auch wenig Unterschied zwischen seinen Jahreszeiten macht, zeigt sich spätestens im abschließenden Summer, das wieder als optimistisch nach vorne aufbrauchender Score malerisch zu schwelgen beginnt.
Ein wenig ambitionierter außerhalb der Schablonen agiert dagegen nur Spring, dass als bedrohlich dunkle Himmelfahrt der Gitarren beginnt. Die Drums wärmen sich dazu avantgardistisch im Free Jazz auf, und irgendwann rumort ein synthetischer Bass und tanzbaren Rhythmus, destilliert gewissermaßen die Rock-Wurzeln von Bands wie 65daysofstatic oder And So I Watch You From Afar, und reichert sie mit unterstützenden Streicher-Arrangements bis zur Percussion-Trance an. Statt sich im Jam gehen zu lassen, forciert Zinner jedoch allzu vorhersehbar wieder typisch das cinematographische Finale, findet ohne exzessiven Klimax nicht auf den Punkt – nur, dass das Ende durch den Werdegang hier sogar umso abrupter erzwungen wirkt.
Insofern gilt: tatsächliche Genre-Experten wie Mono oder Yndie Halda beherrschen den Grenzgang am Orchestergraben wendungs- und nuancenreicher, doch hat der stromlinienförmige Postrock von Zinner durchaus seine Reize.
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