Nick McCabe – Sankey Brook Rat Lab, N.O.S
Für Fans interessant: Nick McCabe lichtet seine Archive und serviert mit Sankey Brook Rat Lab, N.O.S sieben instrumentale Skizzen und lose Jams, die stimmungsvoll den Hintergrund einnehmen.
Die einzelnen Teile des gar nicht inhomogenen Sankey Brook Rat Lab, N.O.S sind deutlich näher am konventionellen Songformat gehalten als We are are We., begleiten aber im Grunde formoffen und zielfrei bleibend sogar noch zwangloser. Gleich Sundown grundiert schließlich mit seinem federnd-bauchigen Rhythmusgerüst um ein organisches Schlagzeug, dessen sinister-legerer Groove eine Stimmung erzeugt, als würde Lonely Souls als Noir-Trip Hop wiedergeboren werden. McCabe verziert die mäandernde Nummer plätschernd texturierend als Freigeist, lässt seine Gitarre dängelnd schimmern, die somnambule Atmopshäre bleibt unaufgeregt und entspannt, die unverbindliche Idee eines psychedelischen Britpop-Songs.
Auch in weiterer Folge mutet Sankey Brook Rat Lab, N.O.S wie ein optionales Portfolio an Möglichkeiten im Windschatten von The Verve und The Black Submarine an. Residual solvant ist betont jazzig angehaucht, verträumt unwirklich. McCabe setzt hier neuerlich nur flächige Schattierungen, spielt ätherisch in den sphärischen Raum, übt sich in Zurückhaltung und der Reduktion, überlässt die Akzente etwa einer melancholisch auftauchenden Trompete.
You Are (aka „guitar loop“/“ambient 303“) wandert dagegen vollkommen in den elegischen Ambient, gönnt sich einen retrofuturistischen Synth-Touch und später einen verschleppten elektronischer Beat zu Sweet Trip, stellt sein Gitarrenspiel jedoch nahezu unkenntlich aus der Wahrnehmung: Sollte irgendjemand noch immer nicht verstanden haben, dass sich McCabe nicht als konventioneller, Riffs liefernder Saitenkünstler sieht, sondern als alleine der Atmosphäre dienender Klangmaler – hier ist eine weitere körperlose Demonstration davon.
Und obwohl McCabe als Gitarrist immer wieder mit dieser vermeintlichen Unscheinbarkeit im puren Dienst der Sache agiert, stellt der 50 jährige seine Wandelbarkeit mit der grundlegenden Verortung der (keinerlei Aufschluss über etwaige Beteiligungen anderer Musiker liefernden) Kompositionen unter Beweis. Dalston 4am könnte die Spielwiese für abstrakten UK Hip Hop sein, Mine spoils liebäugelt mittels seiner Tribal-Percussion damit, die doomjazzige Perspektive auf eine hibbelige Moon Safari zu sein. View of the power station (aka „thread“) wandert absolut minimalistisch in assoziativen Soundwelten, die sonst etwa eher William Basinski erforscht, bevor Bare Trees im Kontrast dazu fast klassisch veranlagt eine erhebende Imagination erzeugt. Der dabei doch noch freigelassene Gedanke, dass McCabe (wenngleich im kreativen Reibungsprozess mit anderen) ja doch auch den Rahmen für tiefenwirksame Hymnen erschaffen könnte, wenn er nur wollte, lässt sich da kaum verdrängen. Für Nicht-Fans ist das dann objaktiv gesehen aber wohl trotzdem weniger wert als…
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